Sollte in den nächsten zehn Jahren nur die gegenwärtig geplante Zahl von Satelliten ins All geschossen werden, sind die Folgen für mehrere Weltraumteleskope gravierend. Das ist das Ergebnis einer jetzt vorgestellten Analyse, die die Folgen auch quantifiziert. Streifenförmige Spuren dieser Satelliten werden demnach ein Drittel der Aufnahmen des Hubble-Teleskops kontaminieren, bei einem gestarteten und zwei geplanten Instrumenten wäre das sogar auf 96 Prozent der Aufnahmen der Fall. Beim Weltraumteleskop SPHEREx der NASA würden die anderen Satelliten im Schnitt fast 6, beim europäischen Weltraumteleskop ARRAKIHS 69 und beim Xuntian-Teleskop aus China sogar 92 Streifen pro Aufnahme hinterlassen. Die Folgen für die Forschung wären weitreichend.
Astronomische Aufnahmen erstmals vor Verschlechterung
Dass Megakonstellationen wie jene des Satelliteninternets Starlink von SpaceX nicht nur Beobachtungen des Sternenhimmels von der Erde aus stören, ist schon seit Jahren bekannt. Anfang 2023 wurden Hubble-Aufnahmen veröffentlicht, auf denen die typischen Streifen zu sehen sind. Die entstehen, weil die Satelliten während einer Langzeitbelichtung vor dem Objektiv vorbeiziehen. Damals waren gut 6 Prozent aller Aufnahmen betroffen, SpaceX hatte aber auch nur 4000 Internetsatelliten in der Erdumlaufbahn. Inzwischen sind es mehr als 9000 und andere Megakonstellationen sind geplant. Zwei Forscher und eine Forscherin der NASA haben deshalb berechnet, welche Folgen es für die Astronomie aus dem Erdorbit hätte, wenn die geplanten 560.000 Satelliten dort unterwegs sind.
Darstellung der geplanten Umlaufbahnen der Weltraumteleskope und der Satellitenkonstellationen
(Bild: Borlaff et.al)
Herausgefunden hat die Forschungsgruppe, dass die Folgen für künftige Weltraumteleskope deutlich massiver sind als für Hubble. Konkret geht es mit ARRAKIHS (Analysis of Resolved Remnants of Accreted galaxies as a Key Instrument for Halo Surveys) und dem Xuntian-Teleskop um zwei Geräte, die noch nicht im All sind, während SPHEREx im Frühjahr gestartet wurde. Zwei davon werden im Schnitt dutzende Satellitenstreifen auf jeder Aufnahme abbilden. Sollten noch mehr Satelliten gestartet werden, wird die Zahl der Streifen entsprechend steigen. Die Unterschiede erklären sich unter anderem aus der Funktionsweise der Geräte, aber auch aus der Höhe, in der sie um die Erde kreisen sollen.
Die Ergebnisse seien „wirklich beängstigend“, zitiert das US-Wissenschaftsmagazin Nature den Astronomen Patrick Seitzer, der nicht an der Arbeit beteiligt war. Für die Zukunft der weltraumbasierten Astronomie sei das eine sehr wichtige Studie. Beim US-Magazin The Verge klagt der Studienleiter Alejandro Borlaff von der NASA, dass er sein ganzes Leben damit verbracht habe, Teleskope besser zu machen: „Zum ersten Mal haben wir jetzt etwas gefunden, das deren Aufnahmen in der Zukunft tatsächlich verschlechtern wird.“ Die komplette Analyse wird in Nature vorgestellt, die Forschungsgruppe bespricht darin auch mögliche Gegenmaßnahmen, eine einfache Lösung gibt es aber nicht.
(mho)









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