Pro & Contra: Verzichtet Apple zu Recht auf das MacBook-Netzteil?

vor 2 Tage 4

Beim iPhone fehlt es schon länger, beim iPad legt der Hersteller ebenfalls kein Netzteil mehr bei. Nun wird das MacBook Pro mit M5-Chip als erster Apple-Laptop ab Werk ohne Power-Adapter ausgeliefert, zumindest in Europa. Macht der Konzern es richtig oder gehört ein Netzteil zur Grundausstattung eines Laptops?

Apple wendet die EU-Richtline nur konsequent an, findet Holger Zelder.

Die Netzteile meiner letzten MacBooks sahen auch nach Jahren aus wie neu – weil ich sie nach dem Kauf im Karton vergessen habe. Denn die Zeit, in der ein teures Herstellernetzteil mit Spezialstecker notwendig war, ist mit USB-C zum Glück vorbei. Im Büro schließe ich ein Thunderbolt-Dock an, daheim einen USB-C-Monitor. Beide füllen den Akku im Betrieb auf. Außerdem stehen Universalnetzteile im Haushalt bereit, die genügend Watt liefern. Und wenn unterwegs doch mal der Saft ausgeht, könnte ich notfalls sogar auf eine starke Powerbank ausweichen, USB-C und Power Delivery sei Dank.

Zugegeben, als Technikredakteur bin ich gut ausgestattet, doch ich stehe nicht allein da: Viele Nutzer besitzen seit Jahren mehrere Netzteile und packen die mitgelieferten schon gar nicht mehr aus. Ein Jammer, wenn sie nie zum Einsatz kommen und vielleicht sogar versehentlich mit der Verpackung entsorgt werden.

Das Pro & Contra stammt aus Mac & i Heft 6/2025, das ab dem 5. Dezember 2025 verfügbar ist. Die neue Ausgabe lässt sich ab Donnerstag im heise shop bestellen – als Print-Magazin oder als PDF.

Die Ökodesign-Richtlinie der Europäischen Union soll genau das verhindern und Ressourcen schonen: Alle Hersteller müssen daher neue Laptops mit USB-C-Ladeport in der EU auch ohne beiliegendes Netzteil anbieten. Das gilt zwar erst ab April 2026, Apple ist mal etwas früher dran, setzt die Richtlinie konsequent um und legt nur das MagSafe-Kabel weiterhin bei.

Wer doch noch ein Netzteil benötigt, kann es einfach extra kaufen. Dafür kostet das MacBook auch 100 Euro weniger als zuvor. Für den Preis bekommt man ein starkes und günstigeres Ladegerät von Drittanbietern. Man kann es außerdem noch beim nächsten MacBook, iPad, iPhone oder Kopfhörer weiterverwenden. Das ist gut fürs Portemonnaie und die Umwelt. (hze)

Apples Ärger über die EU-Richtlinie bekommen die hiesigen Nutzer ab, meint Johannes Schuster.

Bei einem Gerät, das mindestens 1800 Euro kostet, erwarte ich einen kompletten Lieferumfang mit Netzteil – wie in den 33 Jahren von PowerBook, iBook und MacBook zuvor. Zwar hat Apple den Preis um 100 Euro gesenkt, was aber auf Wechselkursanpassungen zurückgeht. Europäische Nutzer müssen für das 70-Watt-Netzteil 65 Euro extra hinblättern. Apple beruft sich auf kommende EU-Richtlinien und meint damit, dass ab 28. April 2026 auch Laptops den einheitlichen Ladestecker USB-C unterstützen müssen. Deren Sinn ist es, eine Flut unnötiger Ladegeräte zu vermeiden.

Doch niemand zwingt Unternehmen, das Netzteil völlig wegzulassen. Um der Richtlinie Genüge zu tun, hätte es völlig gereicht, "Kein Netzteil" als eine wählbare Option beim Konfigurieren einzusetzen und den 70-W-Power-Adapter als Standard zu belassen. Ein Netzteil mit 70 oder 100 Watt kann ich im Onlinestore nur dazu wählen, wenn ich auch beim Arbeitsspeicher oder Display aufstocke. Benötige ich ein Apple-Netzteil für die Standardkonfiguration (die auch in den meisten Geschäften vorrätig ist), muss ich ein zweites Produkt inklusive Verpackung kaufen. Nachhaltigkeit sieht anders aus.

Sicherlich haben viele Anwender bereits ein oder mehrere USB-C-Netzteile in ihrem Besitz. Aber wie viele davon bieten auch genügend Power? Apple bestraft hier die Kunden in Europa für eine EU-Richtlinie, die dem Unternehmen nicht passt, und sollte sein Verhalten überdenken. Komplett unsinnig ist aber, dass auch MacBooks in Großbritannien und der Schweiz künftig ohne Ladegerät kommen, wo doch beide gar nicht zur EU gehören. (jes)

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(hze)

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