Maren Kroymann lobt Rolle des Privatfernsehens für queere Menschen

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Die einen lieben es, die anderen hassen es: Reality-TV wird von vielen Menschen vor allem als – gute oder schlechte – Unterhaltung gesehen. Doch nach Ansicht von Maren Kroymann haben die Shows von Sendern wie RTL und ProSieben lange Zeit mehr zur Sichtbarkeit queerer Menschen beigetragen als die öffentlich-rechtlichen Sender. »Dieses von vielen verachtete Trash-Fernsehen hat lange den Vorteil gehabt, dass Themen aufgebracht wurden, die im ›seriösen‹ Fernsehen – bildungsbürgerlich, öffentlich-rechtlich – so nicht vorkamen«, sagt die Schauspielerin, Satirikerin, Kabarettistin und Fernsehkomikerin der Nachrichtenagentur dpa.

Sichtbarkeit im Dschungelcamp

»So was haben ARD und ZDF lange nicht geliefert«, ergänzte die 76-Jährige. »Aber dieses Publikum gibt es ja durchaus. Inzwischen ändert sich das, dafür sind wir mit ›Kroymann‹ ein Beispiel oder die spannende queere Serie ›Schwarze Früchte‹, die auch in der ARD-Mediathek lief.«

Die Berlinerin, die sich 1993 als lesbisch outete, setzt sich seit vielen Jahren in der Öffentlichkeit für die Rechte der LGBTQ+-Community ein. »Das erste Mal, dass ich im Fernsehen eine trans Person gehört habe, die über eine Stunde lang ihren wirklich schwierigen Lebensweg erzählte, war im RTL-Dschungelcamp», erinnerte sie sich. «Das ist jetzt wahrscheinlich fast 20 Jahre her. Da war Dirk Bach noch Moderator. Als homosexueller Aktivist hat er dafür gesorgt, dass da eine trans Person vorkam. Die konnte eine Stunde lang von ihrer Transition erzählen.« Wahrscheinlich bezieht sich Kroymann auf die Entertainerin Lorielle London, die 2009 – also vor 16 Jahren – an dem Format teilnahm, das Bach bis zu seinem Tod 2012 moderierte.

»Da war einfach ein Mensch, der das erzählte«

Kroymann ist sich mit Blick auf diese Episode sicher: »Das wäre damals bei den Öffentlich-Rechtlichen – erst recht nicht zu so einer guten Sendezeit – nicht vorgekommen. Da war einfach ein Mensch, der das erzählte.« Das habe sie umgehauen.

»Oder auch die Tanz- oder Schönheitswettbewerbe im Privatfernsehen, die haben in den Jurys ganz früh homosexuell wirkende Männer eingesetzt, Jorge González zum Beispiel oder Bruce Darnell. Oder noch früher Hella von Sinnen mit ›Alles nichts oder?!‹. Die Privaten haben in dieser Hinsicht eine Lücke besetzt, die die Öffentlich-Rechtlichen gelassen hatten.« Kritiker werfen Reality-Formaten allerdings auch vor, dass in ihnen Menschen vorgeführt, stereotypisiert oder beispielsweise auf ihre Sexualität reduziert würden.

Die siebte Staffel des Satire-Sketchformats »Kroymann« läuft am Freitag (22. August) um 23.55 Uhr im Ersten und steht ab dem Tag auch in der Mediathek.

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