Kunstauktionen in New York: Jetzt bloß kein Kopfzerbrechen

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Als Messe für Gegenwartskunst meldet die Frieze diese Woche aus New York solide Verkäufe und vorsichtigen Optimismus auf Händlerseite, trotz weniger Besucher aus Europa. Darauf, dass Kunstsammler auch in der kommenden Woche unbeirrt auf den Plan treten werden, hoffen auch die Auktionshäuser Christie’s, Sotheby’s und Phillips für ihren wohl wichtigsten Versteigerungstermin des Jahres mit moderner und zeitgenössischer Kunst. Prestigeträchtige Provenienzen sollen die Käufer anspornen. Das hochkarätige Programm belegt, dass sich die Einlieferer von Trumps erratischen Zollentscheidungen nicht haben beeindrucken lassen – und dass die Überzeugungsarbeit der Auktionsunternehmen erfolgreich war. Mehr als siebzig von Christie’s und mehr als fünfzig von Sotheby’s bewilligte, über die Abendauktionen verteilte Garantien für Spitzenlose tun ihr Übriges.

Christie’s will mit insgesamt 687 Losen in sechs Tages- und Abendauktionen insgesamt 612 bis 829 Millionen Dollar einspielen. Bei Sotheby’s liegt die Gesamterwartung bei 485,1 bis 673,4 Millionen Dollar, ebenfalls für sechs Auktionen. Phillips erhofft sich für 286 Lose in den Abend- und Tagesauktionen bis zu 108,9 Millionen Dollar.

Den Auftakt macht am 12. Mai bei Christie’s die Versteigerung der Sammlung von Leonard Riggio, dem 2024 verstorbenen Gründer der Buchhandelskette Barnes & Noble, und seiner Frau Louise. 39 Lose, alle mit Garantien abgesichert, sollen bis zu 326 Millionen Dollar erlösen. Die Spitzenlose sind Piet Mondrians „Composition with Large Red Plane, Bluish Gray, Yellow, Black and Blue“ (Taxe um 50 Millionen Dollar) und René Magrittes „L’empire des lumières“ (um 30 Millionen). Der folgende „20th Century Evening Sale“ bei Christie’s bietet 37 Lose im Gesamtwert von bis zu 260 Millionen Dollar. Angeführt wird die Auktion von Mark Rothkos Gemälde „No. 4 (Two Dominants)“ (um 35 Millionen) aus der texanischen Sammlung Bass, gefolgt von Andy Warhols Siebdruck „Big Electric Chair“ auf lachsfarbenem Grund aus dem Jahr 1967 (um 30 Millionen). Das Werk kommt aus der belgischen Sammlung Matthys-Colle.

Bei Sotheby’s soll die „Modern Evening Auction“ am 13. Mai mit 64 Losen zwischen 240,3 und 318,7 Millionen Dollar in die Kassen spülen. Im vergangenen Jahr erzielte die gleiche Veranstaltung mit fünfzig verkauften Losen 235 Millionen Dollar. Alberto Giacomettis „Grande tête mince“, eingeliefert aus der Sammlung des New Yorker Milliardärs Stefan Soloviev, ist das teuerste Los der Woche mit einem Schätzpreis von 70 Millionen Dollar. Bei den folgenden Abendterminen zeitgenössischer Kunst stellt Jean-Michel Basquiat bei allen drei Auktionsunternehmen das Spitzen­los.

Phillips setzt mit seinem „Modern & Contemporary Art Evening Sale“ auf Marktfrische. Neunzig Prozent der Lose wurden entweder noch nie oder seit mehr als fünfzehn Jahren nicht mehr versteigert. Vierzig Lose mit einer Gesamttaxe von 52,2 bis 76,3 Millionen Dollar buhlen um einen neuen Besitzer. Zu den Highlights gehört Gerhard Richters monochromes Gemälde „Mann mit zwei Kindern“ (4/6 Millionen), gemalt 1966 und marktfrisch eingeliefert aus einer deutschen Sammlung. Eines der porträtierten Kinder ist Richters Malerfreund Sigmar Polke. Das Gemälde befand sich bis 1976 in der Düsseldorfer Sammlung des Malers Blinky Palermo.

Beim „21st Century Evening Sale“ von Christie’s am 14. Mai sollen 43 Lose zwischen 82 und 121 Millionen Dollar umsetzen. Den Auftakt macht nicht, wie üblich, die ultrazeitgenössische Kunst, die als risikoreich gilt, sondern Elizabeth Peyton mit dem 1997 gemalten Porträt der britischen Musiker „Jarvis and Liam Smoking“ (800.000/1,2 Millionen). Weniger als die Hälfte der angebotenen Werke wurde im 21. Jahrhundert geschaffen, nur zwei stammen von Künstlern, die jünger als dreißig Jahre sind: Louis Fratinos nackter Mann auf einem Sofa in „You and Your Things“ (600.000/800.000), frisch aus seiner Ausstellung in Prato, und Emma McIntyres pastellfarbene Abstraktion „Up bubbles her amorous breath“ (50.000/70.000). Teuerstes Los ist Basquiats „Baby Boom“ (20/30 Millionen).

Der Abend bei Sotheby’s beginnt mit zwölf Losen aus der Privatsammlung der im vergangenen Jahr gestorbenen Galeristin Barbara Gladstone, an der Spitze Richard Princes „Man Crazy Nurse“ (4/6 Millionen). Es folgt italienische und amerikanische Nachkriegskunst aus der Sammlung von Daniella Luxembourg, die in London und New York Galerien unterhält. Unter den fünfzehn Luxembourg-Losen im Gesamtwert von mehr als 30 Millionen Dollar ist Lucio Fontanas eiförmige Leinwand „Concetto spaziale, La fine di Dio“ (12/18 Millionen).

Den Abschluss macht „The Now and Contemporary Evening Auction“ bei Sotheby’s mit 43 Losen. Aus einer europäischen Sammlung, in der es sich seit 1989 befand, wurde Basquiats 1981 entstandenes Werk „Untitled“ (10/15 Millionen) eingereicht. Das San Francisco Museum of Modern Art trennt sich nach fast sechzig Jahren von Frank Stellas hellgrauer, wandfüllender Abstraktion „Adelante“ (10/15 Millionen). Mit zusammengenommen 70 Losen peilt Sothe­by’s am Abend des 15. Mai einen Umsatz von 142,7 bis 206,5 Millionen Dollar an. Im vergangenen Mai spielten 48 verkaufte Zeitgenossenlose in der Abendauktion noch 267,3 Millionen Dollar ein.

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