Der SV Darmstadt 98 musste sich am Samstagabend vor allem über die eigentlich guten ersten 45 Minuten ärgern. Florian Kohfeldt erklärte zudem die Auswechslungen von Isac Lidberg, Fraser Hornby sowie Luca Marseiler und den Konkurrenzkampf der Innenverteidiger.

Zufrieden mit der Leistung, aber nicht mit dem Ertrag: Florian Kohfeldt. IMAGO/Jan Huebner
Die Anfangsphase in Darmstadt deutete auf einen ruhigen Samstagabend aus Sicht der Lilien drin. Gegen Bielefeld waren die Gastgeber von Beginn an gut im Spiel, machten Druck, hatten einige Chancen. Und doch ging es "nur" mit einem 2:1 in die Pause. "Ich glaube, dass das eine Hälfte war, die leistungstechnisch extrem gut war, aber vom Game-Management nicht", ärgerte sich Florian Kohfeldt über den "Knackpunkt" des Spiels.
Darmstadt ließ nach Fraser Hornbys frühem Kopfballtreffer zunächst Chancen auf das 2:0 aus und kassierte ein wenig aus dem Nichts "ein Gegentor aus dem Gewühl". Noah Joel Sarenren Bazee stand nach einem langen Einwurf richtig und traf wuchtig zum 1:1. "Das hatte uns in dieser Saison noch nicht erwischt, sowas passiert mal und das macht Sarenren Bazee auch gut", gab Kohfeldt zu.
Kohfeldt: "Müssen mit drei Toren führen"
Und immerhin kam seine Mannschaft noch vor der Pause zur erneuten Führung durch Isac Lidberg. "Aber zur Halbzeit müssen wir aus meiner Sicht mit mindestens drei Toren Vorsprung führen", betonte Kohfeldt. "Nach dieser Hälfte darf es schon keine Fragen mehr geben, wer dieses Spiel gewinnt." Stattdessen hatte Darmstadt gar etwas Glück, dass es kurz vor der Pause nicht noch einen Handelfmeter für Bielefeld gab.
So blieben die Fragen - und sie wurden größer, als zunächst Lidberg, später Hornby und der für Kohfeldt "bis dahin überragende" Luca Marseiler den Platz verließen. Die Auswechslung von Lidberg zur Pause habe aufgrund seines vorangegangenen Infekts und den an Daten gemessen "intensivsten 60 Minuten seit er hier ist", im Pokal gegen Schalke vorab festgestanden. Auch der auffällige, vor dem Tor aber etwas unsaubere Marseiler sei von vorneherein nur fit für 60 Minuten gewesen.
Hornbys meldet frühzeeitig Probleme
Anders die Situation bei Hornby, der nach einer Stunde mit Problemen am rechten Oberschenkel liegenblieb. Kohfeldt blieb nach dem Spiel vorsichtig, hatte aber die Hoffnung, dass sein Angreifer früh genug reagiert hat. "Ich glaube, wir müssen keine großen Sorgen haben. Er hat gesagt, dass er Angst hatte, dass etwas passiert und es nicht mehr weitergeht." So kam Bartosz Bialek ins Spiel, der auf dem Papier auch schon ein Kandidat für Lidberg gewesen wäre. Weil der Pole aber zwei Tage vor dem Spiel im Kraftraum umgeknickt war, hatte er wiederum nur 30 Minuten im Tank.
Die Hereinnahmen von Bialek, Paul Will, Marco Richter und auch Merveille Papela, der in der 63. Minute zusätzlich für Hiroki Akiyama in die Partie kam, veränderten das Spiel. Wobei Kohfeldt das nicht an den Leistungen der Joker festmachte, sondern vor allem am Ausscheiden Hornbys. "Mit Fraser ist unserem Spiel auch ein bisschen die Balance weggebrochen. Und sie zu erhalten, war diesmal nicht möglich. Die Mischung in unserem Spiel, die lange super war, hat nicht mehr ganz so gut gepasst." Maximilian Großer nutzte das und stellte mit einem abgefälschten Schuss den 2:2-Endstand her.
Kohfeldt lobt die Laufleistung
Was Kohfeldt allerdings umso positiver stimmte, war die Schlussphase. "Da war ich stolz auf meine Mannschaft, dass sie in der Lage war, mit der laufstärksten Mannschaft der Liga mitzuhalten", hob der Trainer hervor. "Ab der 80. Minute hatten wir auch nochmal unsere Momente und Torchancen, wo es möglich gewesen wäre, das Spiel zu gewinnen." Dass es letztlich nur zu einem Punkt reichte, sei letztlich aber den Versäumnissen vor dem Tor aus Hälfte eins geschuldet.
Und dennoch könne Darmstadt viel mitnehmen: Zum einen aus der spielerisch starken ersten Hälfte, zum anderen aus der eigentlich guten Defensivleistung trotz der zwei Gegentore. "Insgesamt schießt Bielefeld dreimal auf das Tor: Ein Distanzschuss und zwei Abschlüsse, die drin sind", resümierte Kohfeldt.
Maglica und Vukotic im "50:50-Duell"
Beim 2:2 war es Matej Maglica, der zudem unglücklich abfälschte. Einen Vorwurf konnte man dem Innenverteidiger, der wie schon im Pokal den Vorzug vor Aleksandar Vukotic erhielt, aber nicht machen. Vielmehr wusste der 27-Jährige über die 90 Minuten zu überzeugen - sowohl defensiv als auch offensiv, wo er das Tor für Hornby vorbereitete und selbst die Latte traf.

Aktuell nicht die erste Wahl in Darmstadt: Aleksandar Vukotic. picture alliance / dts-Agentur
Dass Vukotic zurzeit erstmals seit seiner Ankunft in Darmstadt aus der Stammelf fällt, liegt zum einen an den guten Auftritten Maglicas, vor allem aber an der Feststellung, dass die Mannschaft in einer Viererkette mit einer besseren "Balance" spielt.
Patric Pfeiffer ist bislang gesetzt, neben ihm habe sich ein "50:50-Duell" zwischen Maglica und Vukotic entwickelt. "Aber Matej war, immer wenn er gespielt hat, unser bester Innenverteidiger. Irgendwann kann ich da dann auch nicht mehr vorbeigucken, auch wenn ich deutlich sage, dass sich nichts an meiner Wertschätzung für Vuko auch nur im Geringsten geändert hat", erklärte Kohfeldt. Maglica gebe dem Team "einen Tick mehr" in der Spieleröffnung.
Er muss mich nicht mit einer Umarmung begrüßen, aber im Sinne des Teams verhält er sich sehr gut.
Florian Kohfeldt über Aleksandar Vukotic
Keine einfache Situation für Vukotic, der erstmals seit seiner Ankunft im Sommer 2024 über 90 Minuten auf der Bank saß. "Er muss mich nicht mit einer Umarmung begrüßen, aber im Sinne des Teams verhält er sich sehr gut", lobte Kohfeldt den Serben und kündigte mit etwas Abstand ein weiteres Gespräch mit dem Abwehrhünen an, bevor es am Samstag (13 Uhr) zu Hannover 96 geht. Dann soll die Serie von vier Ligaspielen ohne Sieg durchbrochen werden.
Dennis Zaremba

vor 7 Stunden
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