Israel-Hamas-Krieg: Situation im Gazastreifen spitzt sich zu – Helfer schlagen Alarm

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Wenige Stunden nur schwiegen am Montag die Waffen im Gazastreifen im Zuge der Freilassung der US-israelischen Geisel Edan Alexander. Nach 584 Tagen Geiselhaft ist der Doppelstaatler wieder frei. Der Krieg in Gaza geht indes weiter.

Israels Armee meldete am Dienstagmorgen einen Angriff auf ein Krankenhaus im Süden des Gazastreifens. Demnach hätten sich »wichtige Hamas-Terroristen« in der Klinik in Chan Junis aufgehalten, heißt es in einer Pressemitteilung des Militärs. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Zivilschutzbehörde im Gazastreifen wurde bei dem Angriff auf den Operationsbereich des Krankenhauses der Journalist Hassan Aslih getötet. Zudem seien mehrere Zivilisten verletzt worden. Auch diese Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Israel wirft getötetem Journalisten Beteiligung am 7. Oktober vor

Aslih leitete demnach die palästinensische Nachrichtenagentur Alam24. Wie er der Nachrichtenagentur AFP gesagt hatte, war er bei einem israelischen Angriff am 7. April verletzt worden und deswegen zur Behandlung im Nasser-Krankenhaus. Bei dem Angriff im April waren laut Medienberichten zwei weitere Journalisten getötet worden. Die israelische Armee wirft Aslih vor, für die Hamas gearbeitet zu haben und an den Angriffen vom 7. Oktober beteiligt gewesen zu sein. Ein vom proisraelischen Portal HonestReporting 2023 veröffentlichtes Foto zeigte, wie Aslih vom inzwischen getöteten Hamas-Chef Yahya Sinwar geküsst wurde.

Unterdessen spitzt sich die humanitäre Lage im Kriegsgebiet weiter zu. Israel hat im Zuge seines Militäreinsatzes gegen die islamistische Hamas eine Blockade des Gazastreifens verhängt, weshalb keine Hilfslieferungen mehr in das zu großen Teilen in Schutt und Asche liegende Gebiet gelangen.

»Seit mehr als zwei Monaten sind zwei Millionen Menschen von jeglicher humanitärer Hilfe abgeschnitten und kämpfen tagtäglich um das Überleben«, teilte die Welthungerhilfe am Dienstag in Berlin mit. Die Blockade von Überlebenshilfen verletze das Völkerrecht in seinen Grundfesten, sagte Generalsekretär Mathias Mogge. »Es ist unerträglich, zusehen zu müssen, wie Menschen zu verhungern drohen, während gleichzeitig Hunderte von Lastwagen mit dringend benötigten Hilfsgütern an den Grenzen warten müssen.«

Bereits am Montag hatten fast 250 Hilfsorganisationen die Staatengemeinschaft zum Handeln aufgefordert. Wie das Welternährungsprogramm (WFP) in Rom mitteilte, ist für rund 470.000 Menschen das äußerste Stadium einer Ernährungskrise eingetreten, das drohende Verhungern. Auch die gesamte übrige Bevölkerung leide unter akuter Ernährungsunsicherheit. Die humanitären Fortschritte während des Waffenstillstands zu Jahresbeginn seien zunichtegemacht worden. Laut dem Bericht benötigen rund 71.000 Kinder und mehr als 17.000 Mütter dringend eine Behandlung wegen akuter Unterernährung. »Familien in Gaza verhungern, während die Lebensmittel, die sie brauchen, an der Grenze lagern«, erklärte WFP-Exekutivdirektorin Cindy McCain.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor langfristigen Folgen für die Bevölkerung im Gazastreifen wegen der Lebensmittelknappheit. Die Unterernährungsraten in Gaza steigen, und der Hunger könnte dauerhafte Auswirkungen auf »eine ganze Generation« haben, wie der WHO-Beauftragte für die besetzten Palästinensergebiete, Rik Peeperkorn, mitteilt. »Ohne ausreichend nahrhaftes Essen, sauberes Wasser und Zugang zu Gesundheitsversorgung wird eine ganze Generation dauerhaft betroffen sein.« Es drohten Wachstumsstörungen und Beeinträchtigungen der kognitiven Entwicklung. Er habe Kinder in Kliniken gesehen, die um Jahre jünger ausgesehen hätten, als sie waren.

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