HPE: Mit Juniper und Aruba gegen den Rest der Netzwerkwelt

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Auf der diesjährigen Discover-Veranstaltung in Barcelona präsentiert HPE eine Reihe an Neuheiten. Im Mittelpunkt standen dabei die Erweiterungen beim Netzwerk-Angebot, die auf die kürzliche Übernahme von Juniper zurückzuführen sind. Hierzu wurde die ersten Integrationen zwischen Aruba Networking Central und Juniper Networking Mist vorgestellt (Mist ist ein Juniper-Produkt, der Name bedeutet im Englischen Nebel/Wolke).

Dabei wurden das Large Experience Model (LEM) und Marvis Actions von Mist mit dem KI-basierten Client-Profiling und den Organizational Insights von Aruba mithilfe von Microservices integriert. Dass HPE diese Integrationen in fünf Monaten umsetzen konnte, liegt an den zugrundeliegenden Architekturen, die auf Microservices basieren und beide für die Cloud entwickelt wurden. Das weitere Ziel ist eine einheitliche, KI-basierte Plattform für die gesamte Verwaltung von Unternehmensnetzen.

HPE teilt die KI-Netzwerkanwendungen in zwei Bereiche: KI fürs Netzwerk und Netzwerke für KI. Bei KI fürs Netzwerk geht es vor allem um AIOps, also den Einsatz von KI zur allgemeinen Verwaltung und zur Wartung von Netzwerken. Zusammen mit dem virtuellen Netzwerkassistenten (VNA) Marvis werden bei Mist die Telemetriedaten von den Juniper-Routern, -Switches, -Access Points, -Firewalls und -Anwendungen erfasst. Das soll umsetzbare Erkenntnisse und automatisierte Workflows zur Erkennung und Behebung einer Vielzahl von Netzwerkproblemen liefern.

Von HPE Aruba Networking kommt jetzt die umfangreiche GreenLake Intelligence dazu. Als nächster Schritt stehen KI-Agenten auf dem Programm. „Mit agentenbasierter KI sind den Management-Möglichkeiten keine Grenzen mehr gesetzt. Wir bewegen uns in Richtung autonomer Funktionen, in denen das Netzwerk praktisch alles selbstständig erledigen kann“, sagte Rami Rahim, Executive Vice President und General Manager von HPE Networking und ehemaliger CEO von Juniper in einer Pressekonferenz.

Anders als bei herkömmlichen AIOps-Tools können agentenbasierte AIOps das Netzwerkverhalten analysieren und selbstständig Maßnahmen ergreifen. Laut Rahim arbeite man daran, selbststeuernde Netzwerke zu schaffen, die die Benutzererfahrung kontinuierlich verbessern, ohne dass manuelle Eingriffe erforderlich sind.

Beim zweiten KI-Bereich geht es um Netzwerke für KI. Laut Rahim haben moderne KI-Rechenzentren ganz andere Anforderungen als herkömmliche Rechenzentren. Sie sind auf massive, hocheffiziente Ethernet-Netzwerke angewiesen, um die Daten zwischen den GPUs zu übertragen. Dem Bedarf will HPE mit zwei neuen Hardwarekomponenten begegnen. Die erste ist der MX301, ein kompakter Multiservice-Edge-Router mit 1,6 Terabit pro Sekunde, der speziell für die KI-Inferenz entwickelt wurde.

Das zweite Produkt, der QFX5250, ist ein Switch auf Basis des Broadcom Tomahawk 6-Chips. Er bietet eine Bandbreite von über 100 Tbit/s und unterstützt Schnittstellen der nächsten Generation mit 1,6 Tbit/s, die für Hochgeschwindigkeitsnetzwerke zur Verbindung von GPU-Racks in KI-Rechenzentren entwickelt wurden. Laut Rahim ist der QFX5250 der „weltweit leistungsstärkste, vollständig flüssigkeitsgekühlte UET-fähige Switch“.

Doch es gibt noch einen dritten Teil: Die Einbettung oder Anbindung von HPE-Netzwerkkomponenten in andere Systeme. Beispielsweise wurden die Routing-Plattformen Juniper MX und PTX in die Referenzarchitektur für KI-Fabriken von Nvidia integriert, womit ein schneller und sicherer Zugang zu den neuen KI-Fabriken möglich ist. Die Erweiterung umfasst auch optische Funktionen, die für die Anbindung von Rechenzentren über große Distanzen oder für die Zusammenführung von Workloads aus verschiedenen Clouds erforderlich sind.

Des Weiteren präsentierte HPE einen Ethernet-basierten Scale-Up-Switch für AMDs neues Helios-Rack – eine Alternative in einem Bereich, der bisher auf proprietäre GPU-Verbindungen wie Nvidias NVLink setzte. Helios ist AMDs neues KI-Rack-Design im Rahmen des Open Compute Project ORv3 und verfügt über modulare Einschübe sowie Flüssigkeitskühlung für Umgebungen mit hoher Dichte und begrenztem Stromverbrauch.

HPE machte mit den vielen Netzwerk-Ankündigungen klar, dass dieser Bereich innerhalb des Unternehmens einen deutlich höheren Stellenwert erhalten hat. Bislang hatte man zwar Aruba im Portfolio, doch das Unternehmen wurde als eigenständige Einheit weitergeführt. Das hat sich durch die Juniper-Akquisition grundlegend geändert. Schon kurz nach der Übernahme hatte HPE-CEO Antonio Neri auf die neue HPE-Strategie hingewiesen: „Wir wollen in allem, was wir tun, die Nummer eins sein“, sagte er damals. Das zielte vor allem auf den Netzwerk-Primus Cisco ab.

Zwar tummeln sich auf diesem Gebiet viele Anbieter, wie Arista, Extreme Networks, Huawei und Fortinet, doch wenn man die Nummer eins werden will, muss man sich an Cisco messen. Deshalb arbeitet HPE offensichtlich auch mit Hochdruck an einer vollständigen Verschmelzung aller Funktionen der Juniper- und Aruba-Plattformen. Hierzu passt die Ankündigung des ersten Wi-Fi-7-Access-Points, der sowohl HPE Aruba Networking Central als auch HPE Juniper Networking Mist ausführen kann.

(axk)

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