Giovanna Hoffmann wurde in allen drei EM-Gruppenspielen eingewechselt und hat sich zum wichtigen Faktor im DFB-Team entwickelt.

Drei Tore in zehn Länderspielen: Giovanna Hoffmann von RB Leipzig. IMAGO/Eibner
Der Spruch an der Wand im Mannschaftshotel "Five" in Zürich ist Giovanna Hoffmann schon am Anreisetag aufgefallen. "Never train for second place", steht dort geschrieben. Das Motto der am 15. März verstorbenen Doris Fitschen, die in ihrer Karriere viermal den EM-Titel gewann. Die Idee, motivierende Sprüche von ehemaligen Nationalspielerinnen in den Hotelfluren an den Wänden anzubringen, hatte DFB-Direktorin Nia Künzer. Hoffmann hat sich das Motto von Doris Fitschen zu Herzen genommen. Sie sagt: "Es geht darum, Spiele zu gewinnen - egal wie. Zur Not auch mal mit dem Kopf durch die Wand. Jetzt sind wir in der K.-o.-Phase angekommen, und da ist das noch wichtiger als zuvor."
Am Samstagabend (21 Uhr) in Basel warten die Französinnen auf das deutsche Team. Frankreich ist mit drei Siegen makellos aus der Vorrunde gegangen. Die Mannschaft hat viel individuelle Klasse, Schnelligkeit und mit Delphine Cascarino eine der überragenden Spielerinnen im bisherigen Turnierverlauf. Aber eines fehlt der "Grande Nation" noch im Frauenfußball: ein Titel. Und damit das auch so bleibt, will das deutsche Team am Abend im St.-Jakob-Park mit deutschen Tugenden dagegenhalten. Kampf und Wille sind angesagt, um die spielerischen Nachteile möglichst auszugleichen.
Hoffmann setzt auch ohne Tore Akzente
Hoffmann wird sich das Geschehen auf dem Platz erstmal von der Bank aus ansehen. In der Sturmspitze ist Lea Schüller gesetzt. Hoffmann fungiert als Backup für die Münchnerin - und ist trotzdem ein wichtiger Faktor im deutschen Spiel, obwohl sie in diesem Turnier noch kein Tor erzielen konnte. Dreimal wurde sie für Schüller eingewechselt - zweimal nach 70 und einmal nach 60 Minuten. Dreimal konnte die Stürmerin, die seit einem Jahr bei RB Leipzig spielt, Akzente setzen- mit viel Einsatz, selbstbewusstem Auftreten und gutem Blick für die Mitspielerinnen.
Hoffmann wurde am 20. September 1998 in Bremerhaven geboren. Als Kind ist sie öfter mit ihrem Vater nach Bremen zum Training der Werder-Profis gefahren. Diego und Miroslav Klose hatten es ihr besonders angetan. "Die haben mir gezeigt, was Freude am Fußballspielen heißt. Und das wollte ich auch", erzählt die Nationalspielerin. "Mein Kinderzimmer war immer grün-weiß", erinnert sich Hoffmann, die von 2012 bis 2017 bei Werder Bremen gespielt hat und später mit überschaubarem Erfolg beim SC Freiburg auf Torejagd ging.
Der Durchbruch gelang ihr erst in Leipzig. In 21 Bundesligaspielen war sie elfmal erfolgreich und durfte beim Debüt von Bundestrainer Christian Wück im Oktober vergangenen Jahres beim 4:3-Erfolg gegen England im Wembley-Stadion ihren Einstand im DFB-Team feiern.
Seitdem gehört sie fest zum DFB-Kader und hat bei dieser EM noch große Ziele. Daran hat auch das 1:4 am vergangenen Samstag gegen Schweden nichts geändert. Getreu dem Motto: "Never train for second place." Und dem deutschen Selbstvertrauen hat die Schweden-Pleite auch nicht geschadet, denn, so erklärt es Hoffmann: "Selbstvertrauen ist nicht nur ein Gefühl, sondern eine innere Überzeugung, die man in sich trägt. Und dieser Überzeugung hat die Niederlage keinen Abbruch getan."
Gunnar Meggers