Grundsätzlich unterstützt der Handelsverband Deutschland (HDE) die Ziele der Europäischen Zentralbank (EZB) und der EU-Kommission zur Einführung eines digitalen Euro. "Die Stärkung der europäischen Souveränität, der Schutz der Anonymität sowie die Förderung von Wettbewerb und Innovation im Zahlungsverkehr sind zentrale Anliegen, die im täglichen Geschäft zwischen Handel und Verbrauchern eine wichtige Rolle spielen", schreibt die Lobbyvereinigung mit Mitgliedern wie Aldi, Lidl und Amazon in einem jetzt veröffentlichten Positionspapier. Herausfordernd sei aber vor allem noch die Kostenplanung.
Der hiesige Einzelhandel führt jährlich etwa 20 Milliarden Transaktionen durch. Ein effizient gestalteter digitaler Euro könne dabei "bestehende Zahlungssysteme optimieren" sowie "eine Basisinfrastruktur für innovative Anbieter schaffen", führt der HDE aus. Ferner könne er als Grundlage für Standardzahlungen im digitalen Raum dienen – "vergleichbar mit der Rolle des Bargelds im stationären Handel".
Derzeitige unbare Zahlungssysteme wie Debit- oder Kreditkarten oder reine Online-Lösungen wie Paypal erfüllten zwar ihre Funktion, erklärt der Verband. Sie seien für Händler aber mit erheblichen Kostenbelastungen verbunden. Die Marktdominanz privater Anbieter habe hier zur Folge, dass sich die Handelsunternehmen mit stetig steigenden Kosten konfrontiert sehen, ohne darüber effektiv verhandeln zu können. Für Endkunden seien damit verknüpfte Unterschiede zwischen den Zahlungsmitteln zudem oft nicht transparent. Bisherige regulatorische Maßnahmen hätten diese Übermacht nicht durchbrechen können.
Zahlungsanbieter "disziplinieren"
Im digitalen Euro erkennt der HDE so eine echte Alternative. Besonders bei Zahlungen, bei denen keine zusätzlichen Mehrwerte erforderlich sind, hätte dieser das Potenzial, "die etablierten Verfahren zu disziplinieren". Voraussetzung sei eine Basisvariante, "die für Kunden kostenlos ist und zuverlässig funktioniert".
Als kontraproduktiv bezeichnet der Verband eine Akzeptanzpflicht für den Handel, wie sie die schwarz-rote Koalition generell für unbare Zahlungsmittel einführen will. Fast jedes stationäre Geschäft sei bereits mit Terminals ausgestattet. Eine Annahmepflicht des digitalen Euros würde indes nahezu alle Unternehmen betreffen, gibt der HDE zu bedenken. Um hohen Akzeptanzkosten zu entgehen, bliebe Händlern so "nur der Ausstieg aus allen digitalen Zahlverfahren". Das wäre in der Praxis nicht realistisch, "da Kunden bargeldlose Zahlungen erwarten". Sonst müssten zumindest "eine rein transaktionsbasierte Händlergebühr möglichst nahe null" angesetzt und "eine strenge Aufsicht über die Zahlungsdienstleister sichergestellt" werden.
Offline-Fähigkeit entscheidend
Die aktuellen Entwürfe für den digitalen Euro sehen vor, "dass in einem sogenannten Vier-Parteien-System die Kosten der ausgebenden Seite" von der Akzeptanzstelle getragen werden sollen, kritisiert die Lobby. Dieses "Interchange-Modell" stamme aus dem Kreditkartengeschäft und führe dort seit Jahren zu hohen Kosten für Händler. Letztere müssten für jede Transaktion ein Entgelt an die Bank des Kunden zahlen – zusätzlich zu den Gebühren für technische Dienstleister und denen für das eigene Finanzinstitut.
Beim digitalen Euro dürfe dieser Ansatz keinesfalls übernommen werden, fordert HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Ein solches Kostensystem sei ineffizient und führe "zu einem Wettbewerb um die höchsten Entgelte".
Für nötig hält der HDE daher auch die Offline-Fähigkeit. Derzeit seien viele unbare Zahlverfahren auf eine stabile Internetverbindung angewiesen. Bei Ausfällen fehlten Alternativen. Die Möglichkeit, den digitalen Euro auch offline zu nutzen, sei daher "von besonderem Interesse". Für Verbraucher sei ferner eine Smartcard-Option wichtig, um auch ohne Smartphone am digitalen Zahlungsverkehr teilnehmen zu können. Der Mehrwert des Digitaleuro ist umstritten. Voriges Jahr brach etwa Bundesbankpräsident Joachim Nagel eine Lanze für dessen Einführung.
(mki)