Urteil im Fall Ingebrigtsen Schuldig, die Tochter geschlagen zu haben. Aber von Misshandlung freigesprochen
Eine Kindheit in Angst: Gjert Ingebrigtsens Kinder haben ihrem Vater vorgeworfen, sie misshandelt zu haben. Nach dem Zerwürfnis der prominenten norwegischen Läuferfamilie gibt es nun ein zweigeteiltes Urteil.
16.06.2025, 12.40 Uhr

Gjert Ingebrigtsen, Vater von Leichtathletikstar Jakob
Foto: Fredrik Hagen / NTB / dpaGjert Ingebrigtsen ist nach einem aufsehenerregenden Prozess weitgehend freigesprochen worden. Der Vater von Leichtathletikstar Jakob Ingebrigtsen wurde zwar verurteilt, seine damals 15-jährige Tochter Ingrid mit einem Handtuch ins Gesicht geschlagen zu haben. Den Vorwurf, er habe seinen Sohn Jakob misshandelt, sah das Gericht jedoch nicht als bestätigt an.
Im Falle der Tochter wurde er wegen Körperverletzung, nicht aber wegen des schwereren Vorwurfs der Misshandlung enger Angehöriger verurteilt, wie aus dem Urteil des zuständigen Amtsgerichts Sør-Rogaland in Sandnes hervorging.

Henrik, Jakob und Filip Ingebrigtsen (v. r. n. l.) bei der Leichtathletik-EM 2018
Foto: Michael Kappeler / dpaGjert Ingebrigtsen erhielt eine 15-tägige Freiheitsstrafe auf Bewährung. Ins Gefängnis muss er daher nicht, aber seiner Tochter 10.000 norwegische Kronen (rund 874 Euro) Entschädigung zahlen.
»Dieser Fall hat keine Gewinner«
Dem 59-Jährigen war vorgeworfen worden, zwei seiner sieben Kinder über zehn Jahre hinweg psychisch und körperlich misshandelt zu haben. Sowohl Jakob, 24, als auch seine Schwester Ingrid, 19, hatten vor Gericht ausgesagt. Hier erfahren Sie mehr zu dem Prozess.
»Meine Kindheit war von Angst geprägt. Ich hatte keinen freien Willen, durfte bei nichts mitreden«, so Jakob Ingebrigtsen, Olympiasieger über 1500 sowie 5000 Meter und mehrfacher Weltmeister. Seine Brüder Filip, 32, und Henrik, 34, ebenfalls erfolgreiche Läufer, warfen ihrem Vater körperliche Gewalt und missbräuchliches Verhalten vor. Diese Fälle wurden vor Gericht jedoch nicht verhandelt, sie sind bereits verjährt.
Gjert Ingebrigtsen hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Einer seiner Anwälte, John Christian Elden, erklärte nach der Urteilsverkündung: »Dieser Fall hat keine Gewinner, und das heutige Urteil zeigt, dass alle Betroffenen einer enormen Belastung ausgesetzt wurden, die man hätte vermeiden sollen.«
Mette Yvonne Larsen, die Anwältin von Jakob Ingebrigtsen, sagte laut »The Athletic« , ihr Mandant finde die Entscheidung »sehr seltsam«, wolle aber nach vorn schauen. »Die Wunden sind da, und es wird Zeit brauchen, bis sie verheilen.«
Die Staatsanwaltschaft hatte zweieinhalb Jahre Gefängnis für den Angeklagten gefordert, die Verteidigung dagegen seinen Freispruch. Gegen das Urteil kann noch Berufung vor einer höheren Instanz eingelegt werden.