Im Prozess gegen Sean Combs wirft die Anklage ihm schwere Sexualverbrechen vor. Seine Verteidigung räumt häusliche Gewalt ein, weist aber Vorwürfe des Sexhandels zurück.
13. Mai 2025, 1:15 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, AFP, mns , sue
Der Prozess gegen den Rapper Sean Combs hat begonnen. In ihrem Eröffnungsplädoyer warf die leitende Staatsanwältin Emily Johnson dem Musiker vor, Frauen und Männer sexuell missbraucht und mit Drohungen und Gewalt zur Teilnahme an Drogen- und Sex-Partys genötigt zu haben. "Er nutzte seine Unternehmen, um Frauen zu manipulieren und dazu zu zwingen, mit männlichen Prostituierten zu schlafen, während er zusah", sagte sie vor dem Bundesgericht in New York. Er habe eine Reihe von Frauen sexuell missbraucht.
Unter den von der Anklage genannten Vorwürfen waren schwere Gewaltakte gegen eine ehemalige Freundin, die er außerdem zum Sex mit männlichen Prostituierten gezwungen habe, um sie dabei zu filmen und mit dem Material zu erpressen. Zudem habe Combs Frauen mehrmals tagelang unter Drogen gesetzt und sie zum Sex gezwungen. Er habe sich selbst als König bezeichnet "und erwartet, auch so behandelt zu werden", sagte die Staatsanwältin.
Combs' Verteidigung räumte in ihrem Auftaktplädoyer ein, dass der
Grammy-Gewinner zwar häusliche Gewalt gegen Frauen ausgeübt habe. Die
Vorwürfe des Sexhandels träfen aber nicht zu. Es gehe in dem Fall um "Liebe, Eifersucht, Untreue und Geld" und die
Frauen, die den Rapper anklagten, seien "fähige, starke, erwachsene
Frauen".
Staatsanwältin Johnson erwiderte, es gehe in dem Prozess nicht um Combs' Privatleben: "In diesem Fall geht es nicht um die privaten sexuellen Vorlieben einer berühmten Persönlichkeit." Gegenstand des Verfahrens seien vielmehr "Zwang und kriminelle Taten", sagte Johnson.
Geschworene bleiben anonym
Zu den Gewaltakten gegen Combs' Ex-Freundin in einem Hotel wurde am Montag auch der erste Zeuge des Prozesses, ein Sicherheitsmann, befragt. Berichten zufolge beschrieb dieser offensichtliche Merkmale von Gewalteinwirkung bei der Frau und beschrieb Combs' Blick als "teuflisch".
Wichtigste Zeugin in dem Prozess dürfte Combs' Ex-Freundin Cassandra "Cassie" Ventura sein, die den Musiker 2023 wegen jahrelanger Misshandlungen und Vergewaltigung verklagt hatte. Beide einigten sich kurz darauf auf einen außergerichtlichen Vergleich. Seither haben jedoch zahlreiche weitere Frauen und Männer Klagen gegen den Rapper eingereicht. Eine Kanzlei in Texas vertritt alleine 120 Klagende. Im September 2024 wurde Combs festgenommen und sitzt seither in Haft. Er weist alle Vorwürfe zurück und plädierte auf nicht schuldig.
Vor dem Start der Plädoyers war die Auswahl der Geschworenen abgeschlossen worden – acht Männer und vier Frauen. Der Vorsitzende Richter Arun Subramanian hatte die Festsetzung der Geschworenen zuvor wegen der Sorge verschoben, dass Kandidaten über das Wochenende "kalte Füße" bekommen könnten. Die Geschworenen bleiben anonym. Sie werden nicht unter Aufsicht gestellt und müssen damit selbst dafür sorgen, sich von der Berichterstattung über das aufsehenerregende Verfahren in den Medien sowie von Kommentaren dazu in Onlinediensten fernzuhalten, um nicht beeinflusst zu werden.
Der Prozess soll voraussichtlich acht bis zehn Wochen dauern. Im Falle eines Schuldspruchs droht dem Rapper lebenslange Haft.