Gazastreifen: Gesundheitsministerium meldet 67 Tote im Norden des Gazastreifens

vor 4 Stunden 1

Im Gazastreifen sollen israelische Soldaten erneut Menschen erschossen haben, die auf Hilfe warteten. Nach palästinensischen Angaben gab es zahlreiche Tote.

20. Juli 2025, 20:41 Uhr Quelle: DIE ZEIT, dpa, Reuters,

 Nach Angaben der UNO sind seit Ende Mai fast 800 Menschen im Gazastreifen in der Nähe von Verteilzentren getötet worden.
Nach Angaben der UNO sind seit Ende Mai fast 800 Menschen im Gazastreifen in der Nähe von Verteilzentren getötet worden. © Dawoud Abu Alkas/​Reuters

Mindestens 67 Menschen sollen im nördlichen Gazastreifen von israelischen Soldaten getötet worden sein, während sie auf humanitäre Hilfe warteten. Das teilte das von der Hamas kontrollierte palästinensische Gesundheitsministerium mit. 

Angaben zu der tatsächlichen Zahl der Opfer unterscheiden sich: Krankenhausangaben zufolge kamen 70 Menschen ums Leben, die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete hingegen 58 Tote. Nach Angaben des Ministeriums handelt es sich um eine der höchsten gemeldeten Todeszahlen unter den wiederholten Fällen, in denen in letzter Zeit Hilfesuchende getötet wurden, darunter auch 36 am Samstag. Bei dem Beschuss seien außerdem zahlreiche Menschen verletzt worden. 

Mehreren Berichten zufolge warteten die Menschen nahe dem Grenzübergang Sikim zu Israel auf Lastwagen mit Hilfsgütern. Die Opfer seien unbewaffnet gewesen, meldet Wafa unter Berufung auf Augenzeugen. Viele Leichen lägen noch immer auf den Straßen im Nordwesten der Stadt Gaza

Israel äußert Zweifel an Opferzahl

Die israelische Armee äußerte sich zunächst nicht zu dem Vorfall, sprach auf Anfrage dann von "Warnschüssen" gegen eine "unmittelbare Bedrohung" und äußerte Zweifel an den gemeldeten Opferzahlen. Die Einzelheiten des Vorfalls würden derzeit untersucht. 

Die Gaza Humanitarian Foundation (GHF), die für Hilfslieferungen und Verteilung im Gazastreifen zuständig ist, bestritt in einer Erklärung auf X eine Verwicklung in den Vorfall: "Wir sind zutiefst betrübt über die Berichte." Der Vorfall stehe nicht im Zusammenhang mit der GHF, wie es Medien behaupteten.

Nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa wurden bei einem weiteren Angriff nördlich der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens außerdem zwei weitere Palästinenser getötet, die ebenfalls auf Hilfe gewartet hätten. Den Angaben zufolge hat sich auch dieser Vorfall nahe einer Verteilstelle der GHF ereignet. Es war zunächst aber unklar, ob die Menschen auf Hilfspakete der Stiftung gewartet haben. 

Humanitäre Lage im Gazastreifen weiterhin katastrophal

Das palästinensische Gesundheitsministerium im Gazastreifen teilte mit, dass allein innerhalb der letzten 24 Stunden mindestens 130 Leichen in die Krankenhäuser in Gaza gebracht worden sind. Im Laufe des vergangenen Tages seien demnach außerdem mindestens 495 Menschen verwundet worden – darunter mehr als 150, die humanitäre Hilfe suchten.

Internationale Hilfsorganisationen und die Vereinten Nationen beschreiben die humanitäre Lage im Gazastreifen weiterhin als katastrophal. Die mehr als zwei Millionen Menschen dort sind größtenteils auf externe Hilfe angewiesen. Seit Ende Mai wurden laut UN-Angaben Hunderte Menschen bei der Verteilung von Hilfsgütern und in der Nähe von Konvois getötet.

Gesamten Artikel lesen