Fragebogen für den neuen Wehrdienst : Das will die Truppe von den 18-Jährigen wissen

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„Keine Sorge, der Fragebogen dauert nur ein paar Minuten“ – so versucht die Bundeswehr, jene bei der Stange zu halten, die den allerersten Schritt in der Kommunikation zum neuen Wehrdienst hinter sich gebracht haben. Was die Truppe mit Inkrafttreten des neuen Gesetzes alles von den jungen Menschen im Land wissen will, ist seit Freitagabend bekannt. Das Verteidigungsministerium hat den Fragebogen veröffentlicht.

1 Wer bekommt wann wie einen Fragebogen?

Alle deutschen Staatsbürger, die im kommenden Jahr 18 Jahre alt werden, bekommen im nächsten Jahr schriftliche Post von der Bundeswehr. Das muss deshalb noch analog passieren, weil es bisher keine Pflicht gibt, per E-Mail oder via Handy erreichbar zu sein. Das Anschreiben enthält in der Hauptsache einen QR-Code, der direkt zum digitalen Fragebogen führt – auf dem Smartphone, Tablet, Notebook oder Desktop-PC.

Diesen Fragebogen müssen alle 18-jährigen Männer künftig ausfüllen.

Von den rund 650.000, die von Mitte Januar an rund um die jeweiligen Geburtstage angeschrieben werden, sind nur die jungen Männer zur Ausfüllung des Fragebogens verpflichtet – und das innerhalb von vier Wochen. Junge Frauen erhalten die Briefe ebenfalls, müssen darauf aber nicht reagieren. Trotzdem hofft die Bundeswehr auch auf zahlreiche Antworten von ihnen. Es ist kein Zufall, dass im passenden Werbevideo eine junge Frau durch den Fragebogen führt.

2 Wie funktioniert der Fragebogen?

Mehr als das eigene Geburtsdatum und einen 16-stelligen Sicherheitsschlüssel aus dem Anschreiben braucht es zur Beantwortung nicht. Die Daten, die die Truppe von den jeweiligen Einwohnermeldeämtern übermittelt bekommen hat, sind auch schon vorausgefüllt und sollen lediglich überprüft werden – also insbesondere Name, Adresse, Geburtsdatum, Geburtsort und Geschlecht. Geburtsname und Familienstand sind keine Pflichtfelder.

Das gilt auch für E-Mail-Adressen und Handynummern. Wer Interesse hat, auf diesem Weg möglichst schnell mit der Bundeswehr in Kontakt zu kommen, kann freilich beides angeben.

3 Was möchte „der Bund“ wissen?

Die Bundeswehr, der auch eine Reihe von Spezialisten fehlt, fragt sehr gezielt nach Ausbildung und Bildung. Welcher Anbchluss liegt vor? Welche Lehre wurde absolviert oder begonnen? In welchem Beruf?

Zu den für die Truppe relevanten Qualifikationen, die im Fragebogen auftauchen, gehören neben verschiedenen Sprachkenntnissen auch Fahrerlaubnisse. Der kostenlose Führerschein im Zuge einer längeren Verpflichtung ist zwar eine der Maßnahmen für eine möglichst attraktive Truppe. Am liebsten aber ist ihr, der Rekrut oder die Rekrutin bringt die Fähigkeit schon mit. Beides gehört allerdings nicht zu den mit einem Sternchen markierten Pflichtangaben, ohne die der Fragebogen nicht abgeschickt werden kann.

4 Was muss ich über meinen körperlichen Zustand verraten?

Zu den Pflichtangaben im neuen Wehrdienst-Fragebogen gehören Körpergröße und Körpergewicht. Verlangt wird außerdem eine Selbsteinschätzung des eigenen Fitnesslevels. Die vorgegebenen Antwortmöglichkeiten reichen von „Sehr gut, ich bin (fast) täglich sportlich aktiv“ über „Obwohl ich kaum oder keinen Sport treibe, fühle ich mich fit“ bis zu „Gering, ich vermeide sportliche Betätigungen“. Gefragt wird auch danach, ob eine anerkannte Schwerbehinderung vorliegt.

Das Interesse der Bundeswehr ist klar: Sie will später vor allem körperlich fitte junge Menschen zur Musterung einladen. Dies geschieht ebenfalls wieder auf dem Postweg. „Diejenigen, die beim Fragebogen freiwillig ihre Bereitschaft für eine Wehrdienstleistung angeben, werden nach und nach auf ihre Eignung geprüft – also auch ärztlich untersucht“, schreibt das Verteidigungsministerium.

Von Mitte 2027 an sollen dann alle jungen Männer eines Jahrgangs gemustert werden – in 38 über die Republik verteilten Musterungszentren. Dazu werden die bisherigen 17 „Karrierecenter“ der Bundeswehr ausgebaut und 21 zusätzliche Immobilien, bevorzugt in Innenstadtlagen, angemietet.

5 Wie fragt die Truppe meine Bereitschaft ab?

Wie groß das eigene Interesse daran ist, Dienst bei der Bundeswehr zu leisten, fragt diese auf einer Skala von 0 bis 10 ab. Auf dem Touchscreen lässt sich die Antwort leicht einstellen. „0“ steht dabei für „Ich habe kein Interesse“, mit einer „10“ signalisiert man, „unbedingt Soldat oder Soldatin werden“ zu wollen.

Jeder, der keine „0“ angibt, sondern eine Ziffer zwischen „1“ und „10“ wird zudem gefragt, wie lange er gegebenenfalls einen Dienst leisten würde und in welchem Bereich, also beispielsweise im Heer, der Marine, der Luftwaffe oder auch bei den Cyber-Streitkräften.

6 Was, wenn ich nicht antworte?

Da junge Männer den Fragebogen beantworten müssen, ist auch eine Sanktionierung möglich, wenn dies nicht geschieht oder die Antworten bewusst falsch sind. Das Verteidigungsministerium hat bisher keine konkreten Strafmaßnahmen genannt, betont aber, dass diese „individuell“ vom Einzelfall abhingen und nur nach erneuten Aufforderungen oder eklatanten Falschangaben überhaupt denkbar seien.

7 Was ist mit anderen freiwilligen Diensten?

Organisationen wie das Rote Kreuz oder die Caritas haben es lange gefordert: Nun wird es in dem Anschreiben an einen ganzen Jahrgang auch einen Hinweis darauf geben, dass man sich auf freiwillige Art und Weise auch anders gesellschaftlich engagieren kann. Das geschieht auch am Ende des Fragebogens.

„Nach Beantwortung aller Fragen gelangen die Bearbeitenden auf eine ,Landing Page’“, teilt das Ministerium mit: „Dieser kommt eine wichtige Funktion zu, denn zum einen enthält sie die Bestätigung, dass der Fragebogen ausgefüllt wurde, zum anderen liefert sie weitere Informationen u.a. zu Karrieremöglichkeiten bei der Bundeswehr (www.bundeswehrkarriere.de), aber auch zu den Freiwilligen Diensten (www.freiwillig-ja.de).
 

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