Fehlernährung und Hunger gibt es auch in Deutschland. Vor allem, weil die Politik sich kaum drum kümmert und das Thema oft Lobbyisten und Libertären überlässt.
29. November 2024, 17:18 Uhr
In Deutschland sind wir gut darin, Probleme so lange zu verdrängen, bis sie uns über den Kopf wachsen. Klimawandel, Rechtsruck, Überalterung, marode Infrastrukturen oder geopolitische Machtverschiebungen: erst mal abwarten, Kopf in den Sand! Besonders skandalös und kühl ist diese zweifelhafte Fähigkeit zum Aufschub bei einem Grundbedürfnis, das existenzieller nicht sein könnte: dem Essen. Fehl- und Unterernährung, Angst vor Hunger? Das gibt es in Entwicklungsländern, aber nicht bei uns.
Doch, das gibt es – aber auch da schaut kaum jemand hin. Das Desinteresse ist so groß, dass nicht einmal präzise Zahlen darüber vorliegen, wie viele Mitbürger betroffen sind. In der vergangenen Woche hat nun die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) mit ihrem jüngsten Bericht über die Ernährungsgewohnheiten im Land einen genaueren Blick auf die Lage armutsgefährdeter Familien geworfen; jener fast 15 Prozent der Bevölkerung, also über zwölf Millionen Menschen, die 60 Prozent weniger als das mittlere Einkommen in der Tasche haben.