EU-Kommission: Deutschland muss Gigabit-Ausbau "deutlich beschleunigen"

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Gemischte Kost hält der neue Bericht zum Stand der Digitalisierung in Europa bereit, den die EU-Kommission am Montag veröffentlicht hat. Die Mitgliedsstaaten haben demnach zwar Fortschritte bei digitaler Infrastruktur erzielt. Der Breitbandausbau mit Glasfaser und eigenständigen 5G-Netzen hängt aber weiter hinter den Vorgaben hinterher.

Stand Ende 2024 lag bei 69 Prozent der EU-Haushalte eine Glasfaserleitung bis ins Gebäude. Die Rede ist hier von "Fibre to the Premises" (FTTP), wobei der Anschluss von Wohnungen und Büros noch über Kupfer erfolgen kann. Die Ziele der EU für die digitale Dekade sehen eine erschwingliche und schnelle Netzanbindung überall und für alle – mit Glasfaser und der aktuellen Mobilfunkgeneration – bis 2030 vor.

Die Anbindung mit Gigabit-Geschwindigkeiten ist EU-weit um einige Prozentpunkte auf 82,5 Prozent gestiegen, die allgemeine 5G-Abdeckung auf 94 Prozent. Mit 5G im Bereich 3,4 bis 3,8 GHz, in dem sich mehr Daten in kürzerer Zeit – allerdings ohne große Reichweite – übertragen lassen – werden 67,7 Prozent EU-Fläche ausgeleuchtet.

Deutschland liegt laut dem gesonderten Nationenreport im Festnetz teils deutlich unter dem EU-Durchschnitt. Bei FTTP lag die deutsche Gesamtabdeckung 2024 nur bei 36,8 Prozent. Dafür liegt das Wachstum hier deutlich über dem EU-Durchschnitt. Bei rund ein Dritter der Haushalte in dünn besiedelten Gebieten hierzulande liegt eine Glasfaseranbindung im Gebäude an.

Mit Gigabitgeschwindigkeit surfen können hierzulande theoretisch über 77 Prozent der Haushalte, was einem Anstieg von 3,5 Prozent entspricht. Rund 53 Prozent der Festnetz-Breitbandanschlüsse hierzulande erreichen Geschwindigkeiten von 100 MBit/s oder mehr (EU-Mittel: 72 Prozent).

Deutschlands 5G-Abdeckung lag 2024 bei 99 Prozent und übertraf damit das EU-Mittel leicht. Im 3,4- bis 3,8-GHz-Band erreichte die Ausleuchtung 49,5 Prozent – der EU-Durchschnittswert liegt hier höher bei knapp 68 Prozent.

Die Bundesregierung peilt mit ihrer Gigabitstrategie – wie die EU – Glasfaser und superschnelle Netze für alle bis 2030 an. Die EU-Kommission mahnt, der Ausbau müsse hierzulande "deutlich beschleunigt werden". Schließlich könnte eine höhere Gigabit-Abdeckung in ländlichen Gebieten "auch dazu beitragen, sozioökonomische Unterschiede abzubauen".

Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI), Cloud und Big Data in Unternehmen hat sich dem Bericht zufolge verbessert, bleibt aber ebenfalls hinter den Erwartungen zurück. Die EU sei "weiterhin auf externe Anbieter von KI- und Cloud-Diensten – die häufig im öffentlichen Dienst eingesetzt werden – sowie bei der Produktion von Halbleitern und Quanteninfrastrukturkomponenten angewiesen", moniert die Kommission. Ein erheblicher Teil der staatlichen digitalen Infrastruktur sei auch im Sektor E-Government "weiterhin von Dienstleistern außerhalb der EU abhängig".

Mehr als die Hälfte der Europäer (55,6 Prozent) verfügt laut dem Bericht über grundlegende digitale Kompetenzen. Nach wie vor seien zu wenig IT-Fachkräfte mit fortgeschrittenen Qualifikationen verfügbar. Die Daten zeigten anhaltende Herausforderungen wie fragmentierte Märkte, übermäßig komplexe Vorschriften und Sicherheitsrisiken. Weitere öffentliche und private Investitionen und ein leichterer Zugang zu Risikokapital für EU-Firmen könnten innovationsfördernd sein.

(vbr)

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