Seit vier Jahren bietet MG seine Fahrzeuge in Deutschland an. Außer dem Namen haben die aktuellen Fahrzeuge nichts mit der traditionsreichen britischen Marke gemein, MG gehört längst zum chinesischen Staatskonzern SAIC. Neben modernen Interpretationen klassischer Vorbilder wie dem coolen, aber schweren, offenen Elektro-Roadster Cyberster hat MG auch E-Crossover im Programm. Der MG4 Electric ist in Deutschland ziemlich beliebt. Seit dessen Einführung 2022 haben sich 63.945 deutsche Kunden für ihn entschieden, was ihn mit 44,2 Prozent zum meistverkauften MG-Modell macht.
Zwei Akkugrößen, zwei Leistungen, kein Allrad
Der etwas größere MGS5 EV teilt sich mit dem MG4 die Modular Scalable Platform (MSP). Der elektrische Kompakte ist ein Nachfolger des MG HS EV und will eine Alternative zu Autos wie dem Skoda Elroq (Test) bieten. Mit einer Kapazität von 49 (47,1 kWh netto) und 64 (62,1 kWh netto, "Long Range") kWh sowie zwei Motorisierungen, mit 125 oder 170 kW bietet er jedenfalls genug Leistung und Kapazität für die meisten üblichen Anwendungsfälle. Der Vorführwagen war die Top-Variante Luxury mit der großen Batterie und dem stärkeren Antrieb für 44.990 Euro inklusive induktivem Smartphone-Laden, Apple CarPlay und Android Auto, elektrischer Heckklappe, 360-Grad-Kamera. Eine Wärmepumpe, die ja beim effizienteren Heizen im Winter hilft, gibt es nur als Teil der Ausstattung "Luxury".
MG S5 EV Exterieur (5 Bilder)

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)Das Infotainment mit dem 12,8-Zoll-Touchscreen und dem 10,25-Zoll-Instrumenten-Display ist eine Weiterentwicklung aus dem des MG4. Dazu gehören auch Lenkradtasten und Bedienelemente unterhalb des großen Bildschirms für die Klimaanlage mit chic chromglänzenden Drehknöpfen und Hebeln. Die rutschfeste Beschichtung der Ladeschale fällt ebenso positiv auf wie die solide Verarbeitung des Innenraums. Platz ist im 4,48 Meter langen E-Crossover auf beiden Sitzreihen mehr als ausreichend, auch der Kofferraum mit einem Volumen von 453 bis 1441 Litern ist noch akzeptabel für das Segment. Allerdings haben nicht nur die Vordersitze eine zu kurze Beinauflage und bieten wenig Seitenhalt.
Unruhe in der Karosserie
Ein Tritt auf das Bremspedal genügt, um den MG fahrbereit zu machen. Die 170 kW und das Drehmoment von 350 Nm reichen vollkommen aus, GM nennt eine Sprintzeit von null auf 100 km/h in 6,3 Sekunden, bei 1725 Kilogramm Leergewicht. Auch beim Beschleunigen über 120 km/h geht dem Kompakt-SUV nicht die Puste aus. Mit 190 km/h ist er schneller als manch früher abgeregelter Konkurrent.
Die Abstimmung des Fahrwerks hält da aber nicht ganz mit. Sie ist grundsätzlich komfortabel, die Karosserie bleibt jedoch bei Bodenunebenheiten immer in Bewegung, Querfugen und Schlaglöcher kommen spürbar bei den Passagieren an. Das wirkt im Detail bisweilen weniger harmonisch, als man es von europäischen Autos gewohnt ist, und lässt sich auch mit den adaptiven Dämpfern nicht auf einen komplett befriedigenden Kompromiss einstellen.
Günstig im Verbrauch
Die vier Fahrmodi Normal, Sport, Comfort, Schnee und Individuell unterscheiden sich deutlich. Wir waren meist in "Normal" unterwegs. Im Sport-Fahrprogramm ist vor allem das Ansprechverhalten des Fahrpedals sehr spontan. Wir haben uns unser eigenes Menü zusammengestellt, den Antriebsstrang auf Sport und den Rest auf Komfort gestellt. Wer will, kann die Fahrmodi auch mit dem Favoritenknopf am Lenkrad wechseln.
MG S5 EV Interieur (8 Bilder)

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)Nach der Testfahrt auch über Autobahnen lag der Durchschnittsverbrauch mit 16,8 kWh/100 km lediglich 0,8 kWh über dem Normwert. Der MGS5 EV fährt also offenbar ziemlich sparsam. Die maximale Ladeleistung ist mit 139 kW nicht übermäßig herausragend, genügt aber immerhin, um den 64-kWh-Akku in minimal 28 Minuten von zehn auf 80 Prozent zu füllen. An einer AC-Wallbox vergehen es mit 11 kW bestenfalls 7,5 Stunden. Die 49-kWh-Batterie kann nur mit sieben kW an der Wechselstrom-Ladesäule geladen werden und benötigt dann im Optimalfall 8,5 Stunden von zehn auf 100 Prozent.
Günstiger Einstieg
Beim MGS5 EV stehen drei Rekuperationsstufen plus eine adaptive zur Auswahl, die mit dem Tempomaten zusammenwirkt. One-Pedal-Fahren wird im Menü als "Ein-Pedal-Antrieb" angeboten, wenn man auf dem Home-Bildschirm nach unten wischt. Dort findet man auch die anderen einschlägigen Einstellungen, kann Assistenzsysteme aktivieren oder ausschalten. Der Ladeplaner sucht über das Navigationssystem auf Wunsch auch Ladesäulen ausgewählter Anbieter, die der MGS5 EV ansteuern soll. Wenn eine Schnellladegelegenheit eingeplant ist, beginnt eine bedarfsgerechte Vorkonditionierung der Batterie, um dann an der Säule eine möglichst hohe Ladeleistung zu ermöglichen.
Der MGS5 EV ist in der Ausstattung "Luxury" mit 44.990 Euro kein Sonderangebot. Die Basisvariante "Comfort" ist inklusive beheizbarem Lenkrad und adaptivem Tempomat ab 37.990 Euro zu haben, was angesichts europäischer Elektroautos eine angenehme Spreizung nach unten bietet. Noch wichtiger ist MG das bei Elektroautos besonders beliebte Leasing, die Pressestelle nennt einen Anteil von rund 90 Prozent. Hier möchte MG ansetzen und die Kunden mit Raten deutlich unterhalb denen für einen Skoda Elroq überzeugen. Ab Juni steht der MGS5 EV beim Händler.
(fpi)