Aggressive Handelspolitik Trump lehnt Aussetzen der US-Zölle ab
Das umfangreiche Zollpaket des US-Präsidenten hat weltweit die Börsenkurse abstürzen lassen. Donald Trump sieht keinen Grund zur Umkehr und lässt ein Angebot der EU ins Leere laufen.
08.04.2025, 02.10 Uhr

US-Präsident Donald Trump: »Die Zölle werden dieses Land sehr reich machen«
Foto: Alex Brandon / AP / dpaUS-Präsident Donald Trump hat mit seinem Zollpaket für immense Kursverluste an den Börsen gesorgt, weltweit sind Menschen und Unternehmen verunsichert. Ihn selbst scheint dies nicht zu beunruhigen, ein Aussetzen der von der US-Regierung verhängten Zölle lehnt er jedenfalls ab. »Nun, das haben wir nicht vor«, sagte Trump auf eine entsprechende Frage im Weißen Haus. Zuvor hatten Regierungsvertreter entsprechende Spekulationen über ein Aussetzen der Zölle schon als Fake News bezeichnet.
Fast alle Handelspartner riefen ihn nun an und wollten verhandeln, sagte der Präsident. Die Länder böten ihm sogar Dinge an, die er nie von ihnen verlangt habe, behauptete er. »Die Zölle werden dieses Land sehr reich machen«, sagte Trump bei einem Empfang für den israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu. Zwar würde es keine weiteren Gespräche mit China über die Handelspolitik geben. Hingegen würden die Verhandlungen mit anderen Staaten »unverzüglich« beginnen.
Der Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats der USA, Kevin Hassett, hatte am Sonntag im Sender CNN gesagt, mehr als 50 Länder hätten Kontakt zum Weißen Haus aufgenommen, um Zollerleichterungen auszuhandeln.
Der US-Präsident übte am Montag erneut scharfe Kritik an der Europäischen Union. Den Vorstoß aus Brüssel zu einer Aufhebung aller gegenseitigen Zölle auf Industriegüter lehnte er kühl ab. Auf die Frage, ob ein entsprechender Vorschlag von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für ihn ausreichend sei, sagte Trump am Montag vor Journalisten: »Nein, ist er nicht.«
»Sie kaufen praktisch nichts von uns«
Stattdessen schlug er vor, die EU-Staaten sollten deutlich mehr Energie aus den USA importieren. Europäische Staaten müssten eine Menge an Energie erwerben, die dem derzeitigen Handelsdefizit der USA gegenüber der EU entspreche. Dieses Defizit würde infolge entsprechender Energieimporte »schnell verschwinden«, fügte Trump an. Er bekräftigte zudem seine Kritik an der aus seiner Sicht unfairen Handelsbeziehung zwischen den USA und den EU-Staaten. »Die Europäische Union hat uns sehr, sehr schlecht behandelt«, sagte Trump vor Reportern und fügte an: »Sie kaufen unsere Autos nicht (...), sie kaufen unsere Agrarprodukte nicht. Sie kaufen praktisch nichts von uns.«
EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen hatte am Montag vor dem Hintergrund der in der vergangenen Woche von Trump angekündigten Zölle gesagt, sie habe dem US-Präsidenten »Null-für-Null-Zölle für Industriegüter angeboten« und angefügt, die EU sei »immer zu einem guten Geschäft bereit«.
Trump bekräftige seine Ankündigung, dass er China mit weiteren Zöllen von noch einmal 50 Prozent belegen werde. Er reagierte damit auf Pekings angekündigte Gegenzölle in Höhe von 34 Prozent. Trump betonte, er habe eine großartige Beziehung zu Präsident Xi Jinping und hoffe, dass es auch so bleiben werde. »Ich habe großen Respekt vor China, aber sie können das nicht einfach so machen.« In einem Onlinepost hatte Trump China zuvor als »größten Übeltäter« bezeichnet.
Sorgen über die Auswirkungen der Zollpläne des US-Präsidenten haben auch zum Wochenstart für Turbulenzen an den Finanzmärkten geführt. An der Wall Street ging es weitgehend bergab, da Anleger eine Abschwächung der Konjunktur und eine steigende Inflation fürchten. Der Standardwerte-Index Dow Jones schloss 0,9 Prozent schwächer bei 37.965 Punkten, nachdem er im frühen Handel noch rund 1300 Punkte tiefer gelegen hatte, zwischenzeitlich aber auch bis auf über 39.200 Stellen gestiegen war. Der techlastige Nasdaq schloss 0,1 Prozent fester, der S&P 500 büßte 0,2 Prozent ein. Zeitweilig sackten alle drei Indizes auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr ab.
Durchhalteparolen auf Truth Social
In seinem Onlinenetzwerk Truth Social wandte sich der US-Präsident mit Durchhalteparolen an die US-Bürgerinnen und Bürger. »Seid nicht schwach! Seid nicht dumm! Seid keine Panikbesessenen.« Mit Stärke, Mut und Geduld werde alles großartig werden.
Seit Samstag gilt bereits der generelle »Mindestsatz« von zehn Prozent für Einfuhren in die USA. Er addiert sich zu bevor bereits bestehenden Zöllen hinzu. Ab Mittwoch werden dann 60 Staaten, darunter die EU, Japan und China, mit noch höheren Zöllen belegt. Für Einfuhren aus der Europäischen Union gilt dann ein genereller 20-prozentiger Aufschlag.