Bundespolitik: Linnemann will Streit um Richterwahl „hinter den Kulissen“ lösen

vor 1 Tag 4

Der CDU-Generalsekretär zeigt sich zuversichtlich im Hinblick auf die Verfassungsrichterwahl und den Koalitionsstreit. Dass sich Unionsabgeordnete von einer Kampagne hätten beeinflussen lassen, weist er zurück.

Für unseren Liveblog verwenden wir neben eigenen Recherchen Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters, epd, KNA und Bloomberg.

Wichtige Updates

Interview mit AfD-Chefin Weidel wegen Gegendemo schwer zu verstehen - ARD kündigt Konsequenzen an 

Klingbeil will Richterwahl mit Brosius-Gersdorf durchziehen

Streit über Brosius-Gersdorf geht weiter - Seehofer: Ich hätte sie gewählt

Merz: „Ganz normale Arbeitsbeziehung“ zwischen Union und SPD

Julia Daniel

Linnemann: Streit um Richterwahl „hinter den Kulissen“ lösen 

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hat sich zuversichtlich im Hinblick auf eine Beilegung des Koalitionsstreits um die geplatzte Verfassungsrichterwahl gezeigt. „Ja, wir kriegen das hin“, sagte Linnemann dem Tagesspiegel. Wichtig sei, „dass wir nun in der Koalition hinter den Kulissen und in aller Ruhe zu einer breit getragenen Lösung kommen.“ Auf die Frage, wie die aussehen könne, antwortete er: „Genau darüber werde ich jetzt nicht öffentlich sprechen.“

Linnemann räumte im „Tagesspiegel“ ein, auf die Vorbehalte gegen die Kandidatin in der Unionsfraktion „hätte schneller reagiert werden müssen“. Vorwürfe, wonach die Abgeordneten sich von einer Kampagne gegen Brosius-Gersdorf hätten beeinflussen lassen, bezeichnete er als „Mär“, die er strikt zurückweise.

Die Debatte um die Wahl von Frauke Brosius-Gersdorf zur Verfassungsrichterin zeigt, dass es um viel mehr geht als um eine Personalie, schreibt Gesine Schwan in einem Gastbeitrag (SZ Plus):

Leopold Zaak

AfD-Politiker fordert Wiederholung von Weidels Sommerinterview

In der AfD wird eine Wiederholung des von lautem Protest gestörten ARD-Sommerinterviews mit der Parteivorsitzenden Alice Weidel gefordert. „In einer solchen Situation hätte die ARD für ein faires, ungestörtes Interview ins Studio ausweichen müssen“, sagte der Vize-Fraktionschef im Bundestag, Markus Frohnmaier, dem Nachrichtenportal Politico. „Ich erwarte, dass das Gespräch unter fairen Bedingungen wiederholt wird.“

Weidel selbst kritisierte die Protestaktion vom Sonntag ebenfalls: „Es ist für die Debattenkultur in unserem Land nicht zuträglich, die Presse- und Informationsfreiheit derart anzugreifen. Dafür habe ich keinerlei Verständnis“, sagte sie dem Portal. „Die AfD und meine Person werden sich von solchen demokratiefeindlichen Aktionen nicht einschüchtern lassen.“

Katja Guttmann

Grünen-Chefin Brantner kritisiert Klimapolitik von Kanzler Merz

Der von der Union gestellte Kanzler agiere in der Energie- und Klimapolitik "unglaublich ambitionslos", sagte die Grünen-Bundesvorsitzende Franziska Brantner im ZDF-"Sommerinterview". Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) setze komplett auf fossile Technologien und mache die neuen kaputt. Brantner verwies auf die Möglichkeiten von Speichertechnologien, mit denen "man die Sonne und den Wind in den Keller holen kann, wie eine gute Flasche Wein". Reiche setze hingegen rein auf Gas.

Dabei gebe es so viele neue Ansätze in Deutschland, neue Technologien voranzubringen - beispielsweise, wie Wasserstoff besser produziert und das Energienetz digitalisiert werden könne. Innovative Akteure würden von der Regierung im Stich gelassen. Brantner sprach in diesem Zusammenhang von einer "Reiche-Delle" bei neuen Technologien. Die Ministerin setze auf das Fossile: "Ziemlich versteinert im Kopf", fügte Brantner hinzu.

Im Koalitionsvertrag ist ein Zubau von Gaskraftwerken mit einer Leistung von bis zu 20 Gigawatt vorgesehen. Sie sollen vor allem die schwankende Stromproduktion aus Wind- und Solarenergie ausgleichen. 

Katja Guttmann

Interview mit AfD-Chefin Weidel wegen Gegendemo schwer zu verstehen - ARD kündigt Konsequenzen an 

Das ARD-"Sommerinterview" mit AfD-Chefin Alice Weidel ist im Lärm einer Gegendemo fast untergegangen. Das Open-Air-Gespräch im Regierungsviertel an der Spree wurde von Protest mit Trillerpfeifen, Hupen und lauter Musik mit Anti-AfD-Slogans vom anderen Spreeufer begleitet. Zu sehen waren eine kleinere Demo-Gruppe und ein großer Bus.

Weidel musste sich teilweise nach vorn beugen, um die Fragen von Moderator Markus Preiß zu verstehen. Preiß sprach anschließend im Livestream der ARD auf Nachfrage von verschärften Bedingungen. Man habe sich teilweise kaum verstehen können. Dies sei kein Interview gewesen, das er gut in Erinnerung behalten werde.

Der Sender kündigte Konsequenzen an. "Ein ungestörter Ablauf der Interviews ist in unserem Interesse und vor allem im Interesse des Publikums, daher werden wir aus der Sendung Schlüsse ziehen und in Zukunft Vorkehrungen treffen", teilte eine Sprecherin des ARD-Hauptstadtstudios auf dpa-Anfrage mit. Details nannte sie nicht. "Wir bedauern, dass das Interview durch die akustische Protestaktion teilweise schwer zu verstehen war." Das werde intern ausgewertet. Bis zum Beginn der Sendung sei die Protestaktion nicht bekannt gewesen. 

Hinter der Aktion steckt nach eigenen Angaben die Gruppe Zentrum für Politische Schönheit, die für solche Demos einen Bus mit extrem starken Lautsprechern ausgerüstet hat. Den Bus hatte sie "Adenauer SRP+"getauft. Bei X schrieb die Gruppe: "TV-Tipp: Schaut Euch heute UNBEDINGT das Sommerinterview mit Alice Weidel in der ARD ab 18 Uhr an! Mit dabei: Der Adenauer SRP+". Die Ausstrahlung des Gesprächs war für 18 Uhr im Ersten geplant, es wurde aber zuvor live im Internet übertragen.

Ein Sprecher der Berliner Polizei sagte auf Nachfrage, es sei ein lautes Lied "mit den technischen Einrichtungen des sogenannten Adenauerbusses" abgespielt worden. An dieser Aktion hätten sich 25 Personen beteiligt. Die Polizei habe die nicht angemeldete Aktion dann beendet. Festnahmen habe es nicht gegeben. 

Markus C. Schulte von Drach

Markus C. Schulte von Drach

Klingbeil will Richterwahl mit Brosius-Gersdorf durchziehen

SPD-Chef Lars Klingbeil fordert eine Durchführung der Wahl der Richter für das Bundesverfassungsgericht im Bundestag – und hält dabei an der Kandidatur von Frauke Brosius-Gersdorf fest, wie die Bild am Sonntag laut Vorbericht meldet. Die Bedenken seitens der Union gegen Brosius-Gersdorf wegen angeblicher Plagiatsvorwürfe seien ausgeräumt, sagte der Vize-Kanzler. „Deshalb können wir die Wahl wieder auf die Tagesordnung des Bundestags setzen.“ Es sei für ihn „eine prinzipielle Frage, ob man dem Druck von rechten Netzwerken nachgibt, die eine hoch qualifizierte Frau diffamiert haben“.

Klingbeil sagte der Zeitung, das Arbeitsverhältnis zu Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sei trotz des koalitionsinternen Streits um die Richterwahl gut. Er habe eine „sehr enge und vertrauensvolle Abstimmung mit dem Bundeskanzler. Wir sind ständig im Gespräch.“  Angesichts der anstehenden Probleme, die die schwarz-rote Koalition zu lösen habe, mahnte Klingbeil aber Disziplin von den Abgeordneten an: „Es wird die ganze Legislatur über schwierige Abstimmungen geben. Da müssen die Regierungsfraktionen stehen.“ 

Reform der Schuldenbremse: Finanzminister setzt Union unter Druck

SPD-Chef und Vizekanzler Lars Klingbeil hat bei der im Koalitionsvertrag verabredeten Reform der Schuldenbremse den Druck auf die CDU/CSU erhöht. „Wir haben verabredet, dass wir die Schuldenbremse reformieren, um mehr Investitionen zu ermöglichen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Partei nach ein paar Wochen vereinbarte Projekte aufkündigt", sagte Klingbeil der Bild am Sonntag laut Vorabbericht. Weil die Regierungskoalition für eine weitere Änderung der in der Verfassung verankerten Schuldenbremse die Stimmen von den Grünen und der Linken benötigt, hatten sich Unionspolitiker von dem Vorhaben distanziert. Zuletzt hatte CSU-Chef Markus Söder eine inhaltliche Zusammenarbeit mit der Linkspartei abgelehnt.

Die Regierung hat Klingbeil mit Blick auf die Haushaltslöcher auf einen strikten Sparkurs eingeschworen. „Für 2027 gibt es eine große Lücke", sagte der Finanzminister. „Deshalb gibt es von mir die klare Ansage an alle Ministerien: Guckt jetzt schon, wo ihr Geld sparen könnt. Jeder wird sparen müssen."

Er selbst will seinen Schwerpunkt als Finanzminister auf die Bekämpfung von Steuerbetrug und Schwarzarbeit setzen. Dort könne der Staat „sehr viel Geld reinholen". Klingbeil: „Genauso, wie wir beim Bürgergeld prüfen, ob jemand das System ausnutzt, müssen wir auch prüfen, ob jemand, der viel Geld hat, das Steuersystem ausnutzt. Das ist eine Frage der Gerechtigkeit."

Wadephul: Nehmen Afghanen mit Aufnahmezusage prinzipiell auf

Außenminister Johann Wadephul hat zugesagt, in Pakistan wartende Afghanen in Deutschland aufzunehmen, soweit sie eine rechtsverbindliche Zusage der alten Bundesregierung haben und keine Sicherheitsbedenken bestehen. „Ich kann die Uhr nicht zurückdrehen und Fehlentscheidungen früherer Bundesregierungen ändern", sagte der CDU-Politiker der Bild am Sonntag.

Die Programme würden beendet und „keine einzige neue Anerkennung" ausgesprochen. „Ich halte den Umfang, in dem derartige Entscheidungen in der Vergangenheit getroffen wurden, für kritikwürdig", erklärte er. „Aber wenn eine derartige Anerkennung ein Jahr alt ist, dann kann ich sie nur mit rechtsstaatlichen Mitteln ändern. Das heißt, wenn sich herausstellt, dass die Person eine falsche Identität hat. Oder dass sie überhaupt nicht mehr an dem Ort ist."

Nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban 2021 hatte Deutschland verschiedene Aufnahmeverfahren für Menschen aus Afghanistan eingerichtet, darunter solche die sich für Gleichberechtigung und Demokratie eingesetzt hatten und als gefährdet galten. Die neue Bundesregierung von Union und SPD stoppte die Programme. 

Kassian Stroh

Streit über Brosius-Gersdorf geht weiter - Seehofer: Ich hätte sie gewählt

Der frühere CSU-Chef und langjährige Bundestagsabgeordnete Horst Seehofer hätte der SPD-Verfassungsgerichtskandidatin Frauke Brosius-Gersdorf seine Stimme gegeben. Der Augsburger Allgemeinen sagte der ehemalige bayerische Ministerpräsident: "Wenn die gesamte Führung von CDU und CSU einem Abgeordneten die Wahl empfiehlt, so wie geschehen, hätte ich sie gewählt."

Die Union hatte die SPD-Kandidatin im Richterwahlausschuss mit nominiert, die Unionsfraktionsführung hatte sich für ihre Wahl ausgesprochen. Die Wahlen von Brosius-Gersdorf und zweier weiterer neuer Richter für Karlsruhe waren dann kurzfristig von der Tagesordnung abgesetzt worden, da der Druck gegen die Potsdamer Staatsrechtlerin in der Union zu groß geworden war und die Fraktionsführung die mit dem Koalitionspartner verabredete Unterstützung nicht mehr garantieren konnte.

Eine Lösung in dem Streit ist derzeit nicht in Sicht. Die SPD hält an ihr fest. Seehofers Nachfolger Markus Söder (CSU) sagte dem Stern, dass er "kaum mehr eine Möglichkeit" für eine Wahl Brosius-Gersdorfs sehe. Es gebe durch die politische Debatte eine Art "Befangenheit" bei der Personalie, die dem Gericht schaden könne. 

Der Linke-Politiker Gregor Gysi äußerte im Reutlinger General-Anzeiger die Hoffnung, "dass die SPD hart bleibt und zu ihrer Kandidatin steht". 

Dominik Fürst

Der Kanzler übt sich in Optimismus

In den letzten 20 Minuten dieser Sommer-Pressekonferenz wird von Thema zu Thema gesprungen. Es geht um Grenzkontrollen, Gespräche mit den Taliban, Gesundheitsversorgung und die Abschaffung von Feiertagen. Merz zeigt sich inhaltlich sattelfest und lässt sich nicht in die Enge treiben. Am Ende übt sich der Kanzler noch in überbordendem Optimismus, als er über die Stimmung in Deutschland spricht: "Für uns ist das Glas so oft halb leer anstatt halb voll. Ich würde sagen: Es ist dreiviertel voll."

Dominik Fürst

Merz: Trump liebt Zölle

Der Kanzler wird auf den Zollstreit zwischen der Europäischen Union und den USA angesprochen. Er dämpft die Erwartungen, die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Zölle noch gänzlich abwenden zu können. Trump liebe Zölle, sagt Merz. Und die Steuererleichterungen, die dieser daheim beschlossen habe, wolle er mit Zolleinnahmen gegenfinanzieren. Es sei daher "unrealistisch zu glauben, dass wir mit null zu null herauskommen." Doch das Ziel sei klar: Das die Zölle am Ende auf beiden Seiten so niedrig wie möglich ausfallen.

Dominik Fürst

Vergleiche zwischen Israel und Russland verbieten sich, sagt Merz

Eine Spur hitziger gerät das Thema Nahost. Merz widerspricht vehement bei einigen Fragen nach Gemeinsamkeiten des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und dem Vorgehen Israels gegen die Hamas im Gazastreifen. Warum Deutschland mit so großer Überzeugung Sanktionen gegen Russland unterstütze, bei Israel aber erstaunlich zurückhaltend bleibe, so der Tenor der Fragen. Merz wirkt geradezu empört. Ein Vergleich zwischen Russland und Israel verbiete sich. Das eine Land führe einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg, das andere sei angegriffen worden.

Nichtsdestotrotz kritisiert Merz die Vorgänge im Gazastreifen als "nicht mehr akzeptabel". Die Bundesregierung dränge darauf, dass es dort eine Feuerpause und umfassende humanitäre Hilfe für die Menschen in der Region gebe. 

Dominik Fürst

Merz: „Ganz normale Arbeitsbeziehung“ zwischen Union und SPD

Zum Verhältnis zwischen den Regierungspartnern sagt Merz, es werde weiterhin „eine ganz normale Arbeitsbeziehung“ zwischen Union und SPD geben. Zu so einem Verhältnis gehörten Höhepunkte genauso wie gelegentliche Rückschläge, erklärt der Kanzler, ohne zunächst auf die gescheiterte Richterwahl einzugehen. 

Explizit darauf angesprochen, gibt Merz sich schmallippig: „Zu der Richterwahl ist alles gesagt worden. Wir sprechen in der Koalition jetzt darüber, wie wir weitermachen.“ Der Kanzler weist die Verantwortung für das Prozedere von sich. Es sei Aufgabe der Bundestagsfraktionen, die Wahl von drei Verfassungsrichtern entsprechend vorzubereiten. Merz sagt, er vertraue darauf, dass das dort gelinge.

Das genügt der Hauptstadtpresse erwartungsgemäß nicht. Merz wird mehrfach zu Frauke Brosius-Gersdorf befragt, sowohl zu ihrer Person wie auch zu ihren Positionen. Immer wieder weicht der Kanzler aus. Den Fernsehauftritt der Juristin habe er nicht gesehen. Die Wahl einer Verfassungsrichterin sei Sache der Bundestagsabgeordneten. Eine persönliche Bewertung lässt Merz sich nicht entlocken. Schließlich ergänzt er jedoch auf das vorherrschende Diskussionsklima bei dem Thema angesprochen:  „Was Frau Brosius-Gersdorf erlebt hat in den letzten vier Wochen, ist völlig inakzeptabel." Die Juristin hat nach eigener Aussage Morddrohungen erhalten.

Dominik Fürst

Merz: „Der Anfang ist gemacht"

Der Kanzler zeichnet ein optimistisches Bild seiner ersten Regierungszeit. Bis zur Sommerpause des Bundestags am vergangenen Freitag habe die schwarz-rote Koalition alles umgesetzt, was sie sich bis dahin vorgenommen habe. "Der Anfang ist gemacht", sagt Merz. Oberste Priorität sei dabei gewesen, die deutsche Wirtschaft aus der Rezession zu holen. Diese ökonomische Wende sei eingeleitet worden, erste Wirtschaftsinstitute hätten deshalb ihre Prognosen für Deutschland bereits nach oben korrigiert.

Dominik Fürst

Friedrich Merz stellt sich den Fragen der Hauptstadtpresse

Es ist der 74. Tag seiner Amtszeit als Bundeskanzler, an dem Friedrich Merz zur traditionellen Sommer-PK in die Bundespressekonferenz kommt. 90 Minuten lang stellt er sich dort den Fragen der Hauptstadtjournalistinnen und -journalisten. Und nicht wenige dürften sich um das Betriebsklima in der schwarz-roten Regierungskoalition drehen, das unter der geplatzten Richterwahl im Bundestag und ihren Folgen offenkundig gelitten hat.

Alles "kein Beinbruch", hat Friedrich Merz zwar jüngst dazu gesagt, doch gelöst ist das Dilemma ja eben noch nicht: Die SPD hält an ihrer Kandidatin für das Bundesverfassungsgericht, der Potsdamer Staatsrechtlerin Frauke Brosius-Gersdorf, fest. Die Union will sie weiterhin wegen inhaltlicher Vorbehalte nicht wählen. Unions-Fraktionschef Jens Spahn steht deswegen stark in der Kritik, schließlich gab es im Vorfeld eine Absprache zwischen den Fraktionsführungen. Auch zu seiner Loyalität Spahn gegenüber dürfte Merz erneut befragt werden.

Wird es ihm gelingen, den Eindruck zu widerlegen, Schwarz-Rot sei schon jetzt ähnlich zerstritten wie die Vorgänger-Regierung? Verfolgen Sie die Sommer-Pressekonferenz des Kanzlers ab 10.30 Uhr im Liveblog und im Livestream.

Dominik Fürst

Abschiebeflug nach Afghanistan in Leipzig gestartet

Deutschland schiebt zum zweiten Mal seit der Machtübernahme durch die Taliban im August 2021 afghanische Staatsangehörige in ihr Herkunftsland ab. Wie eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums von Alexander Dobrindt der Nachrichtenagentur dpa bestätigte, startete an diesem Morgen ein Flugzeug vom Flughafen in Leipzig aus mit 81 Menschen an Bord, um diese in ihr Herkunftsland zurückzubringen.

Bei abgeschobenen Afghanen handelt es sich Dobrindt zufolge um "schwere und schwerste Straftäter". Das sagte der CSU-Politiker im ARD-"Morgenmagazin". Für solche Abschiebungen gebe es "ein ganz berechtigtes Interesse der Bürgerinnen und Bürger." Die Rückführung kam seinen Angaben zufolge mit Hilfe des Golfemirats Katar und über "technische Kontakte" mit Afghanistan zustande. Der Flug geht demnach direkt nach Afghanistan.

Ende August vergangenen Jahres waren zum letzten Mal afghanische Straftäter abgeschoben worden - mit Hilfe des Golfemirats Katar wurden 28 Männer ebenfalls von Leipzig aus in ihr Herkunftsland zurückgebracht. Katar hatte bereits in der Vergangenheit zwischen dem Westen und den Taliban vermittelt.

Nach Gewalttaten in Mannheim und Solingen hatte die Ampel-Regierung im vergangenen Sommer angekündigt, Abschiebungen auch nach Afghanistan wieder möglich zu machen. Es blieb bei dem einen Flug. Nach der Neuwahl in diesem Jahr und wenige Wochen vor dem Antritt der neuen Regierung versprach der heutige Kanzleramtschef Thorsten Frei, CDU, bei Bild regelmäßige Abschiebeflüge nach Afghanistan und Syrien. Darauf könnten sich die Deutschen verlassen. Das werde man "dauerhaft und in wesentlich größeren Bereichen auch hinbekommen".

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