Der freie Montag war für St. Paulis Profis schon vor Beginn des Trainingslagers festgelegt, beim 6:1 im XXL-Test gegen den Karlsruher SC am Sonntag in Saalfelden haben sie sich diesen zusätzlich verdient.

Hatten beim 6:1 gegen den KSC viel Grund zur Freude: Oladapo Afolayan (links) und Mathias Pereira Lage. IMAGO/DeFodi Images
Alexander Blessin war sichtbar bemüht, nach Haaren in der Suppe zu suchen im Anschluss an einen Auftritt seiner Mannschaft, der insbesondere in den ersten 60 Minuten überaus schwung- und druckvoll geriet. "Ein 6:1", sagt der 52-Jährige, "hört sich gut an, wir hatten auch einige gute Passagen, aber es gibt schon auch noch Dinge, die ich bemängeln will."
Der Angriff überzeugt mit viel Variabilität
Die Formulierung, dass er Dinge bemängeln "will", verrät der Coach, "habe ich bewusst so gewählt. Denn wir wollen ja Dinge erarbeiten und tun deshalb gut daran, das Spiel als einen guten Schritt in die richtige Richtung zu werten." Nicht mehr und nicht weniger. Positiv fiel auf, dass der "erste Sturm" mit Oldapo Afolayan, Mathias Pereira Lage und dem dahinter "schwimmenden" Connor Metcalfe beweglich und variabel war. Und effizient: Pereira Lage bereitete zwei Treffer vor, Metcalfe erzielte ein Tor, und Afolayan überzeugte als Vollstrecker und Vorbereiter.
Blessin imponiert an dem Briten in diesen ersten Vorbereitungswochen jedoch noch weit mehr als nur dessen Auftritt gegen den KSC. Nach dem Auftakttraining hatte er den Angreifer, der sich mit einer offenen Trainerkritik in die Sommerpause verabschiedet hatte, in die Pflicht genommen, Zeichen zu setzen. Genau diese sieht er von seinem einstigen "Sorgenkind". "Dapo macht es sehr gut, er haut sich gerade ein", sagt der Coach. Schon beim 4:1 gegen Silkeborg unter der Woche hatte der 27-Jährige getroffen, gegen die Karlsruher zudem läuferisch und im Pressingverhalten Akzente gesetzt. "Er ist körperlich voll da, mir gefällt, wie er anläuft, er ist spritzig."
In der Beziehung zwischen Blessin und Afolayan hatte es seit dem Dienstantritt des Trainers im vergangenen Sommer immer wieder geknirscht, weil der Brite die Vorgaben in der Defensivarbeit häufig nur unzureichend erfüllte. Im Gegenzug fühlte sich der Spieler verkannt. Seit Blessins eindringlichem Appell nach der ersten Einheit dieser Vorbereitung scheinen beide derzeit Schritte aufeinander zu zu gehen: Der Profi erfüllt die auch an eine Offensivkraft komplexen Erwartungen, und der Coach würdigt dies öffentlich. "Dapo hat es in den letzten beiden Spielen gut gemacht, aber er zeigt genau das auch im Training, er ist gerade auch im Spiel gegen den Ball voll da." Dann macht der gebürtige Stuttgarter eine Pause und schmunzelt: "Dann kann ich ihn auch mal loben."
Sebastian Wolff