Irgendwie hat es „Avatar: Frontiers of Pandora“ geschafft, als eines der hübschesten Spiele dieser Konsolengeneration weitgehend unter dem Radar zu fliegen. Eigentlich sollte „Avatar: Frontiers of Pandora“ ebenso Mainstream sein wie die Filme, die Rekord um Rekord gebrochen haben. Und doch blieb das 2023 erschienene Open-World-Spiel von vielen ungespielt und ungeliebt. Das ist aus mehreren Gründen schade. Jetzt, wo Avatar in die Kinos zurückkehrt und pünktlich mit „Ash and Fire“ der dritte und voraussichtlich letzte DLC für „Frontiers of Pandora“ erscheint, ist der perfekte Zeitpunkt, diesem unterschätzten Spiel eine neue Chance zu geben.
Die größte Stärke von „Frontiers of Pandora“ ist offensichtlich. Doch es wäre falsch, die Freude am Spiel auf oberflächlichen Technik-Voyeurismus zu reduzieren. Ohnehin ist es nicht nur die harte Grafik, die das Avatar-Spiel so schön macht. Einen ebenso großen Anteil trägt das visuelle Design der Spielwelt, der verschiedenen Pflanzen, der Baumstümpfe, der Steine, Wurzeln und Gräser, die das virtuelle Pandora zieren und damit einen wirklich einzigartigen Schauplatz zum Leben erwecken. Hier steckt großartige Handwerkskunst in jedem Zentimeter.
Formelabweichungen
Natürlich soll hier niemand verblendet werden: Die Figuren in „Avatar: Frontiers of Pandora“ sind blass, die Story nicht besonders mitreißend, das Shooter-Gameplay etwas lahm. Aber Ubisoft hat sich Mühe gegeben, zumindest ein wenig von der eigenen Formel abzuweichen. „Frontiers of Pandora“ ist weniger kampflastig als „Far Cry“ oder „Assassin’s Creed“. An die Stelle dauernder Kämpfe rücken hier zumindest ab und an meditative Spielmechaniken wie die Geschicklichkeit erfordernde Pflanzensammelei, Kletterabschnitte und Entdeckungsmissionen.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.
YouTube-Video immer laden
Ein besonderes Highlight ist eine frühe Mission, in der man sein Flugtier bekommt, den Ikran: Sie ist völlig frei von Geschleiche und Geballer. Stattdessen erklimmt man schwebende Inseln in einer wundervollen Abfolge kleiner Kletter-Puzzles, während man die Aussicht genießt. Sich mit dem Ikran dann zum ersten Mal in die Lüfte zu schwingen, ist eine tolle Belohnung. Solche Abschnitte machen „Frontiers of Pandora“ trotz der nicht wegzudiskutierenden Schwächen spielenswert.
Empfehlungen für den Spielspaß
Manchmal steht sich „Frontiers of Pandora“ leider selbst im Weg, weil es die eigenen Stärken hinter uninspiriertem Ubisoft-Spieldesign versteckt. Um das meiste aus diesem Spiel herauszuholen, braucht es die richtige Herangehensweise und etwas Disziplin. Ein paar gut gemeinte Tipps, um das meiste aus „Frontiers of Pandora“ herauszuholen:
- Schalten Sie das Fadenkreuz und den Kompass ab! Wenn man die Spielwelt von „Frontiers of Pandora“ gebührend genießen möchte, stören die HUD-Overlays nur. Mit etwas Übung kann man auch ohne das Fadenkreuz ganz gut zielen, den Rest braucht man nicht. Das abgeschaltete HUD zwingt dazu, sich aufmerksam mit der Umgebung auseinanderzusetzen. Sie finden diese Optionen in den User-Interface-Einstellungen. Um das Fadenkreuz abzuschalten, setzen Sie einfach die Deckkraft auf 0.
- Aktivieren Sie den Exploration-Modus aus denselben Gründen. Der Spielmodus deaktiviert die Wegpunkte, die zum nächsten Ziel führen und zu stumpfer Linientreue veranlassen. Stattdessen müssen Sie sich im Erkundermodus mit der Welt beschäftigen, den Wegbeschreibungen aufmerksam zuhören und öfter mal die Karte öffnen. Zur Wahrheit gehört leider auch, dass viele Quests ohne die Marker nicht wirklich lösbar sind – Ubisoft hat es in manchen Missionen schlicht versäumt, genug Anhaltspunkte für Exploration-Spieler einzubauen. In solchen Fällen können Sie den Modus in den Optionen kurz deaktivieren, um weiterzukommen. Das nervt, insgesamt verbessert der Exploration-Modus trotzdem die Spielerfahrung.
- Nehmen Sie sich Zeit. „Frontiers of Pandora“ macht am meisten Freude, wenn man achtsam durch den Kinglor-Wald stapft und die Atmosphäre aufsaugt. Die Schnellreise-Funktion raubt dem Spiel seine größten Stärken – verzichten Sie also so oft es geht auf sie. Überhaupt ist es keine gute Idee, schnellstmöglich eine Mission nach der nächsten abzuspulen. In „Frontiers of Pandora“ ist der Weg das Ziel.
- Wahrscheinlich werden Sie „Frontiers of Pandora“ nicht bis zum Ende durchspielen. Das Spiel ist lang, die Story trägt nicht bis zum Schluss. Das ist in Ordnung! Konzentrieren Sie sich auf das, was Ihnen Spaß macht, und ignorieren Sie nervige Sammel- und Fleißaufgaben. Niemand zwingt Sie, alles zu erledigen.
- Für PC-Spieler: „Avatar: Frontiers of Pandora“ hat eine versteckte Maximal-Grafikstufe, die Sie manuell aktivieren können. Mit dem Launch-Kommando „-unlockmaxsettings“ können Sie in den Spieloptionen die neue „Unobtanium“-Stufe ausprobieren. Die ist noch einmal etwas schöner, aber auch wesentlich leistungshungriger. Praktikabel sind die Unobtanium-Einstellungen daher nur mit einer sehr starken Grafikkarte.
- Kaufen Sie im Sale. „Frontiers of Pandora“ wurde kürzlich auf einen Standardpreis 30 Euro reduziert, ein sehr fairer Preis für ein großes und aufwendiges Videospiel. Im Rahmen von Rabattaktionen gibt es den Titel aber recht regelmäßig noch günstiger. Tiefpreis auf Steam waren bislang 17,50 Euro.
- Warten Sie mit dem DLC-Kauf: Die drei großen DLC-Pakete sind umfangreich und setzen die Haupt-Story des Spiels fort. Das heißt: Sie werden erst richtig spielbar, nachdem Sie mit dem Hauptspiel durch sind. Es gibt keinen Grund, die DLCs vorher zu kaufen.
Mit der richtigen Erwartungshaltung bietet „Frontiers of Pandora“ ein charmantes Spielerlebnis, das sich eine zweite Chance wirklich verdient hat. Uneingeschränkt empfehlen kann man das Spiel nicht. Wer sich darauf einlässt, kann sich aber auf viele vergnügliche Stunden Videospieltourismus freuen.
(dahe)











English (US) ·